de
Seit der Eröffnung des Pergamonmuseums im Jahr 1930 wurden bisher nur einzelne Teile des Gebäudes saniert. Eine umfassende Renovierung stand lange aus und wurde erst im 21. Jahrhundert in Angriff genommen. Im Oktober 2023 schloss das Pergamonmuseum schließlich seine Türen für die Öffentlichkeit, um mit der grundlegenden Sanierung des Südflügels zu beginnen. Der Nordflügel ist bereits seit 2013 im Umbau und soll 2027 wiedereröffnet werden. Zu diesem Zeitpunkt wird auch das Museum für Islamische Kunst mit einer neu gestalteten Dauerausstellung auf mehr als doppelt so großer Fläche neu präsentiert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die Vorbereitungen bis dahin sind gewaltig: Über 90.000 Objekte müssen aus der Dauerausstellung und den Depots umgelagert und größtenteils restauriert werden. Die größten Objekte, wie das Aleppo-Zimmer und die Mschatta-Fassade, werden direkt von einem Flügel in den anderen transportiert. In dieser Story geben wir einen Einblick in den Umzug der Objekte und zeigen, wie die Arbeit hinter den Kulissen des Museums aussieht.
Ein Blick hinter die echte Museumswand: Nachdem die Leichtbauwände entfernt wurden, offenbart sich die Befestigung der Stein- und Stuckelemente in ihrer Stahlkonstruktion. Die Schrauben und Holzstempel, die die Elemente sichern, werden einzeln gelöst, und mit einem Hochhubwagen behutsam herausgenommen. Anschließend werden sie auf gepolsterten Paletten abgelegt und für den Weitertransport sorgfältig fixiert.
Auf dem letzten Foto ist deutlich zu sehen, wie sich das Material auf der Rückseite des Elfenbeins im Laufe der Zeit verändert hat, beziehungsweise wie es repariert wurde. Der helle Streifen in der Mitte ist Kitt, während die kleineren Risse vermutlich geklebt wurden. Auch die alten Bohrspuren sind bei diesem Objekt gut erkennbar. Der Umzug des Museums in die neue Dauerausstellung bietet die seltene Gelegenheit, die Objekte genau zu untersuchen und solche Besonderheiten neu oder wieder zu entdecken. Für die Restaurator:innen gehört dazu auch eine Oberflächenreinigung sowie die Überprüfung der Objekte auf lose Teile.
Über 90 Jahre lang war die prächtig vergoldete und ursprünglich farbig bemalte mamlukische Holznische aus dem 14./15. Jahrhundert im Museum eingebaut. Trotz intensiver Vorplanungen und Untersuchungen ist es oft unmöglich, „hinter“ die Objekte zu blicken, die so lange an ihrem Platz waren. Auch diese Nische brachte einige Überraschungen mit sich, und die geplanten Ausbauverfahren mussten immer wieder angepasst werden. Mit einem Gewicht von 170 kg war die Nische deutlich schwerer als ursprünglich geschätzt; zusammen mit der klimatisierten Transportkiste brachte sie sogar 500 kg auf die Waage! Der Abtransport aus dem Museum dauerte daher einen ganzen Vormittag.
Auf dem ersten Foto ist zu sehen, wie zum Herausheben der Keramikfliesen aus ihrer Fassung Luftdruckkissen eingesetzt werden. Diese können, wenn sie aufgepumpt werden, bis zu 100 kg tragen. Beim Entfernen der Fliesen werden Handschuhe getragen, und äußerste Vorsicht ist geboten. Für den Transport der Keramikfliesen wird möglichst natürliches Material wie Seidenpapier verwendet, um Plastikmüll zu vermeiden. Dieses Material sollte holz- und säurefrei sein. Werden einzelne Stücke per Hand transportiert, sollten sie stets in Kisten verpackt werden. Spezielle archivgeeignete Kartonagen eignen sich auch für die langfristige Lagerung.
Es wird vermutet, dass viele der Holzobjekte mit Bioziden gegen Schädlinge behandelt wurden. Daher ist es beim Umgang mit diesen Objekten oft wichtig, eine Maske zu tragen – besonders, wenn eine Vitrine nach vielen Jahren erstmals wieder geöffnet wird.
Der Abbau eines Teppichs erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst wird der Teppich von der Wand genommen und sowohl Vorder- als auch Rückseite gründlich abgesaugt. Anschließend werden die Nähte gelöst, die den Teppich an der Plane fixieren, bevor er für die Lagerung in einer Kiste eingerollt wird. Zum Schluss wird die Plane vom Rahmenkonstrukt entfernt und der Rahmen in seine Einzelteile zerlegt.
Beim Abbau der Alhambra-Kuppel wird diese zunächst von der Decke vorsichtig auf ein fahrbares Stahlgestell mit Mittelstütze abgelassen. Das Hängen, Ablassen und Hochziehen erfolgten mithilfe tragender Seile und Flaschenzüge. Die Alhambra-Kuppel besteht unter anderem aus sechzehn Trapezsegmenten, die durch zahlreiche nicht originale Befestigungslaschen zusammengehalten werden. Als das erste Trapez entfernt wurde, eröffnete sich ein faszinierender Einblick in die originale Konstruktionsweise. Die Mittelstütze im Inneren verhindert dabei, dass die Trapeze in sich zusammenfallen. Alle Bauteile werden am Ende sorgfältig erfasst und dokumentiert, um sie für die Restaurierung und den Wiederaufbau in der neuen Dauerausstellung vorzubereiten.
Ein Einblick in die Prozesse hinter dem Abbau der Teppichexponate im Museum für Islamische Kunst.