© Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Franziska Kabelitz, 2024

aus der Dauerausstellung

Abbau der Alhambra-Kuppel

Über die Geschichte

Im Juli 2024 wurde die faszinierende Kuppel der Alhambra aus der Dauerausstellung des Museums für Islamische Kunst abgebaut und in ihre Einzelteile zerlegt. Der Ausbau war notwendig, da das Pergamonmuseum grundsaniert und daher komplett ausgeräumt wird. Die Kuppel wird nun kunsttechnologisch untersucht und vor dem Wiederaufbau konserviert und restauriert. Ab 2027 wird sie in der neuen Dauerausstellung wieder zu sehen sein.

Eine andere Story geht näher auf die Alhambra, eine befestigte Palastanlage der Nasriden-Dynastie in Spanien, sowie auf den Transfer der Kuppel von Granada nach Berlin ein. In dieser Story schauen wir uns den beeindruckenden Abbauprozess sowie die Pläne für die neue Dauerausstellung näher an.

Eindrücke vom Abbauprozess

der Alhambra-Kuppel

So zeigte sich die Kuppel mit ihrem Geflecht aus Rahmen und Füllungen sowie den aufwendigen Schnitzereien in der Dauerausstellung des Museums für Islamische Kunst. 





The cupola with interweaving frames and panels as well as elaborate carvings in the permanent exhibition at the Museum for Islamic Art © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Franziska Kabelitz, 2024

Vorbereitung

Die Kuppel liegt auf einem Stahlrahmen auf und wird mit vier Stahlseilen an einer Konstruktion aus Stahlträgern in einer Einhausung unter dem Dach des Museums gehalten. Zum Ablassen wurden die Stahlseile gelöst und es kamen vier Flaschenzüge zum Einsatz. Vier Restaurator:innen waren in der oberen Einhausung der Kuppel tätig, um diese Flaschenzüge synchron von Hand zu bedienen. Denn ruckartige oder ungleichmäßige Bewegungen hätten eine Gefahr für das zwar massiv erscheinende, dabei jedoch sehr empfindliche Holzobjekt bedeutet. 








© Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Anna-Maria Petermann, 2024

Die Kuppel wird herabgelassen

Durch einen Flaschenzug kann die Kuppel behutsam und Zentimeter um Zentimeter aus einer Höhe von knapp vier Metern abgelassen werden. 






A hoist was used to carefully lower the cupola centimetre by centimetre from a height of almost four metres. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Anna-Maria Petermann, 2024

Auf dem Boden!

Auf dem Boden wird die Kuppel dann vorsichtig auf ein vorbereitetes und rollbares Gerüst aus Stahl aufgesetzt. 











Once on the ground, the cupola is then carefully placed on a previously prepared and rollable steel scaffolding. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Farwah Rizvi, 2024

Auf dem Stahlgerüst

Restaurator:innen, die auf der Ausstellungsebene arbeiten, überwachen die exakte Positionierung auf dem Stahlgerüst. 











Once on the ground, the cupola is then carefully placed on a previously prepared and rollable steel scaffolding. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Farwah Rizvi, 2024

Erste Schritte im Auseinanderbauen

Als erster Schritt des eigentlichen Abbaus der aus 35 Bauteilen zusammengesetzten Kuppel erfolgt die Abnahme des runden Mittelteils. Dieses hält die gesamte Kuppel zusammen. Hierzu arbeiten die Restaurator:innen auf einem dafür gebauten Spezialgerüst über der Kuppel. 

The first step of the dismantling process of the cupola, which is made up of 35 individual components, is the removal of the round central section. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Jutta-Maria Schwed, 2024

Ein tragender Unterbau

Um zu verhindern, dass die 16 trapezförmigen Bauteile in sich zusammenfallen, gibt es eine unterstützende Unterkonstruktion auf dem Rollgestell. 














To prevent the 16 trapezoidal components from collapsing, there is a supporting substructure on the rolling frame. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Jutta-Maria Schwed, 2024

Die Details

Das nähere Betrachten der Kuppelrückseiten ermöglicht spannende Beobachtungen, wie zum Beispiel eingeschnitzte originale Zimmermannszeichen. Diese wurden zur Bauzeit der Kuppel im 14. Jahrhundert von den Handwerkern angebracht, um die Abfolge der Bauteile zu markieren. Wie viel eleganter als die später aufgemalten Nummern! 




A closer look at the back of the cupola reveals exciting observations, such as the carved original carpenters’ marks. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Jutta-Maria Schwed, 2024

Einblicke in den Herstellungsprozess

Neben den originalen Zimmermannszeichen bieten sich auch Einblicke in die Herstellungstechnik der Bauteile. Hier sind die sogenannten muqarnas Friese und ihre zusammengesetzte Bauweise von der Rückseite sichtbar. 






Here, the so-called muqarnas friezes and their composite construction method are visible from the backside. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Jutta-Maria Schwed, 2024

Nahaufnahme Teilansicht der Rückseite.























Close-up, partial view of the backside. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Franziska Kabelitz, 2024

Eine Restauratorin sichtet Kuppelelemente aus der Nähe.




















A conservator inspects cupola elements up close. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Jutta-Maria Schwed, 2024

Ein Blick von unten

Ein Einblick von unten in die bereits teilweise abgebaute Kuppel. Sichtbar sind das Spezialgerüst zur Demontage der Trapeze sowie das Rollgestell, auf dem die Kuppel aufliegt. 













A view from below of the partially dismantled cupola. The special scaffolding for dismantling the trapeziums and the rolling frame on which the cupola rests are visible. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Jutta-Maria Schwed, 2024

Das letzte der insgesamt 16 Trapeze wird abgenommen.














The last of the 16 trapezoids is removed. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Jutta-Maria Schwed, 2024

Arbeiten an Eckelementen der Kuppel.


















Work processes on the corner elements of the cupola. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Jutta-Maria Schwed, 2024

Nach dem Abbau

Nach Abbau der einzelnen Kuppelelemente bleibt nur noch das unterstützende Gerüst auf dem Boden. 









After dismantling the individual elements, only the supporting scaffolding remains on the ground. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Jutta-Maria Schwed, 2024

Dokumentation

Die genaue Dokumentation und Beschriftung aller Einzelteile ist von großer Bedeutung für die spätere Restaurierung und den Wiederaufbau der Kuppel. 

















A precise documentation and labelling of all individual parts is of great importance for the later restoration and reconstruction of the cupola. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Jutta-Maria Schwed, 2024

Zwischenlagerung eines abgebauten Kuppelelements.


















Interim storage of already dismantled cupola elements. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Jutta-Maria Schwed, 2024

Zwischenlagerung eines abgebauten Kuppelelements.










Temporary storage of a dismantled cupola element. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Jutta-Maria Schwed, 2024

Das Mittelteil

Zwischenlagerung bereits abgebauter Kuppelelemente. Das Mittelteil ist im Vordergrund sichtbar. 




















Interim storage of already dismantled cupola elements. The central section is visible in the foreground. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Franziska Kabelitz, 2024

Aufbewahrung der auseinandergebauten Elemente

Verwahrung der abgebauten Einzelpaneele der Alhambra Kuppel im Museum für Islamische Kunst. Auf den Diagrammen an den Außenseiten der Boxen ist das jeweils verwahrte Paneel rot gekennzeichnet. 











Abnehmen der Trapeze und Transport aus dem Ausstellungsraum.








Unsere Restauratorin beschreibt den herausfordernden Abbauprozess

Im Rundbrief des Museums beschreibt Restauratorin Jutta Maria Schwed den Abbauprozess wie folgt:

„Im Juli wurde in knapp zwei Wochen die Alhambra-Kuppel als letztes unserer Großobjekte aus ihrer bisherigen Einbausituation abgebaut. Für alle Beteiligten war es ein aufregender Moment, als die gesamte hölzerne Kuppel, die auf einem Stahlrahmen auflag und mit vier Stahlseilen in großer Höhe gehängt war, zentimeterweise und behutsam mit vier Flaschenzügen abgelassen wurde. Am Boden auf einem maßgefertigten Untergestell angekommen, erfolgte der Abbau jedes einzelnen der 53 Bauteile mit Hilfe speziell angepasster Gerüste und Stützkonstruktionen. Begonnen wurde mit dem zentralen Mittelteil der Kuppel. Als dieses gelöst war, konnten nach und nach die 16 Trapeze abgebaut werden. Anschließend folgten die Friese mit Pinienzapfen und Muscheln, die Muqarnas-Friese und die vier Eckdreiecke. Viele interessante und bislang nicht sichtbare Details, wie die originalen Zimmermannszeichen, Vorritzungen des Ornaments und Werkzeugspuren werden nun lesbar. Die nachfolgende Restaurierung mit begleitenden Untersuchungen wird sicherlich noch viel mehr Erkenntnisse zur Konstruktion, Technologie und ursprünglichen Farbigkeit der Kuppel ans Licht bringen.“

Die Kuppel im Zentrum eines neuen Forschungsprojekts

Im Rahmen des Kuppelabbaus fand im September 2024 am Museum ein Symposium mit internationalen Expert:innen statt. Themen waren technologische Fragestellungen sowie Restaurierung und Neupräsentation in der Dauerausstellung ab 2027. Jutta Maria Schwed, die das Symposium organisierte, schreibt:

„Die mit einem detailreichen Dekor aus einem filigranen hölzernen Rahmenwerk und geschnitzten Füllungen reich verzierte Deckentäfelung ist ein Meisterwerk der Holzbaukunst aus der Zeit der Nasriden im 14. Jahrhundert. Zu uns kamen Experten, Restauratorinnen und Kunsthistorikerinnen sowie der Direktor aus der Alhambra in Granada, aus London und Dublin. Ein sehr intensiver und erfolgreicher Austausch mit den hiesigen Restaurator:innen fand an den originalen Bauteilen der Kuppel statt. Diese Diskussion ist derzeit einmalig möglich, weil die Kuppel nun abgelassen und einzelnen Bauteile direkt betrachtet werden können. Die museumsübergreifende Zusammenarbeit war für alle Beteiligten ein sehr großer Gewinn und eine Fortführung in Granada ist bereits in Planung. In den folgenden Monaten wird die Kuppel restauriert, wobei die neugewonnenen Erkenntnisse in die Restaurierung einfließen werden. Anschließend wird die Alhambra Kuppel in unserer künftigen Ausstellung im Nordflügel des Pergamonmuseums neu montiert. Ab Mitte 2027 kann sie dann wieder bestaunt werden.“

Die Kuppel in der neuen Dauerausstellung

In der neuen Dauerausstellung des Museums für Islamische Kunst wird die Kuppel Mittelpunkt des Raumes Die Gärten von Al-Andalus sein. Der Raum ist eine Einladung, das Zusammenspiel zwischen Kunst und Natur mit allen Sinnen zu erleben. Durch Sehen, Hören sowie Geruchssinn können Aspekte wie Architektur, poetische Inschriften und Gärten der Alhambra erkundet werden. Die Kuppel sowie die damit zusammenhängenden sensorischen Kontexte ermöglicht es Besuchenden, sich in die Palastanlage und ihre Ausblicke zu versetzen – auch, wenn es dort heute natürlich sehr anders aussieht als zur Entstehungszeit der Kuppel.

Neben Geschichte und Biografie der Kuppel werden die Bedeutung von Handel und technologischen Innovationen präsentiert. Hier wird v.a. die Lüsterkeramik-Produktion Spaniens gezielt beleuchtet. Nachdem im 11. Jahrhundert erste Exemplare schillernder Keramiken von Ägypten auf die Iberische Halbinsel gelangt waren, entwickelte sich im 12. Jahrhundert in Spanien eine erfolgreiche Lüsterproduktion, die wiederum in Italien Fortsetzung fand. Málaga, Teil des nasridischen Emirats von Granada, wurde einflussreiches Produktionszentrum.

Neues Bildmaterial

Übrigens: Im Mai 2024 reisten Museumsdirektor Stefan Weber und Kuratorin Deniz Erduman-Çalış nach Granada, um in der Alhambra Bildmaterial für den neuen Ausstellungsraum aufzunehmen. Gemeinsam mit Partner:innen vor Ort wurden insgesamt zwölf Stunden Filmmaterial und 1500 Bilder aufgenommen, die in Ausschnitten bei der Eröffnung der neuen Dauerausstellung 2027 zu sehen sein werden. Gefilmt wurde in ruhigen Stunden frühmorgens oder spätabends ohne Besucher:innen. Hier einige Eindrücke der Arbeiten. 

Über die Autorin

Franziska Kabelitz ist Wissenschaftliche Museumsassistentin i.F. am Museum für Islamische Kunst in Berlin. Mit besonderem Dank an Jutta Maria Schwed für die genauen Beschreibungen der einzelnen Schritte des Abbauprozesses. Ebenfalls mit Dank an Deniz Erduman-Çalış, Miriam Kühn und Farwah Rizvi.

Hinweis: Aus Gründen der Einheitlichkeit richten sich alle Jahresangaben in diesem Artikel nach christlicher Zeitrechnung.

Weiterführende Literatur:

  • McSweeney, Anna. From Granada to Berlin: The Alhambra Cupola. Dortmund: Verlag Kettler, 2020.
  • McSweeney, Anna. Arthur von Gwinner und die Alhambra-Kuppel. In: Gonnella, Julia und Jens Kröger (Hg.): „Wie die Islamische Kunst nach Berlin kam. Der Sammler und Museumsdirektor Friedrich Sarre (1865–1945).“ Berlin: Staatliche Museen zu Berlin / Dietrich Reimer Verlag, 2015. 
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