The Doppelgänger: Steckbrief

Der Protagonist des Projekts "CulturalxCollabs. Weaving The Future" ist eine moderne Interpretation eines kaukasischen Drachenteppichs aus dem 17. Jahrhundert aus der Berliner Sammlung. Dieser Doppelgänger ist eine Schenkung von Rug Star by Jürgen Dahlmanns. Seine Interpretation berücksichtigt speziell den Erhaltungszustand des antiken Teppichs. Um keine Kopie zu erstellen, sondern einen Dialog zwischen beiden Teppichen zu ermöglichen, wurde er gespiegelt. Zugleich spielt Dahlmanns mit den Fehlstellen, indem er Wolle und weiße Seide verwendet und die Farbveränderungen betont, die über Jahrhunderte hinweg aufgetreten sind. Ein eingeknüpftes Raster aus 10 x 10 Rechtecken überlagert das eigentliche Muster. Es integriert das Konzept der 100 Fragmente durch die Markierung der Schnittlinien. Der Teppich wurde 2022 maßstabsgetreu in Rajasthan, Indien handgefertigt.

Beide Teppiche in der Ausstellung

Der kaukasische Drachenteppich und seine Neuinterpretation in der Ausstellung im Museum für Islamische Kunst

Pergamonmuseum, August/September 2023

The Caucasian Dragon-Carpet and its new interpretation in the exhibition at the Museum für Islamische Kunst im Pergamonmuseum in August/September 2023

Wer hat’s erfunden?

Design:

Jürgen Dahlmanns, Inhaber und kreativer Kopf von Rug Star by Jürgen Dahlmanns, hat den Teppich speziell für dieses Projekt entworfen. Sein Konzept nimmt direkten Bezug auf die Geschichte des Teppichs und auf seine Zukunft.

 

Herstellung:

Der Teppich wurde in einer kleinen Manufaktur – zwei Autostunden von Rajastan (Indien) entfernt – handgeknüpft.

 

Schenkung:

Nach Fertigstellung wurde der Teppich von Jürgen Dahlmanns dem Verein „Freunde des Museums für Islamische Kunst im Pergamonmuseum e. V.“ geschenkt.

Die Abmessungen

Der Teppich ist 265 cm breit und 610 cm lang.

Andere Maßeinheiten:

104 x 240 inch

8.69 x 20 feet




















Alle vier Kanten des Teppichs sind beschnitten und eingefasst, um ein gleichmäßiges rechteckiges Format herzustellen. Dadurch sind keine originalen Kanten, also Fransen am oberen und unteren Ende oder Webekanten an den Seiten vorhanden. 

TECHNISCHE ANGABEN

Kette: Baumwolle, Polyester, weiß, Z 8 S

Schuss: Baumwolle, Polyester

1. Schuss: weiß (gerade) Z 20 S

2. Schuss: grau (gewellt) Z 5 S 

Knoten: asymmetrisch

Seide 65%, Z 14 S, weiß

Wolle (35%) Z, 22 Farben

Warps on the loom
Warps on the loom

BESTANDTEILE EINES TEPPICHS: Kette und Schuß

Kett- und Schussfaden bilden das Grundgewebe eines Teppichs. Für beide Komponenten wurde ein Gemisch aus Baumwolle und Polyesterfasern verwendet, um ihnen eine gewisse Festigkeit zu verleihen. Die Dicke von Kette und Schuss ist je nach ihrer Funktion unterschiedlich. Die Kette - die senkrechten Fäden, auf die beim Weben besonders viel Zug ausgeübt wird - ist von mittlerer Dicke. Von den beiden Schussfäden, die hier verwendet wurden, ist einer besonders dick. Er verleiht dem Grundgewebe seine Dicke. Der zweite, graue Schussfaden ist wesentlich dünner. Er bindet die Kettfäden eng aneinander. Durch das Hinzufügen von Knoten zwischen den Schussfäden wird aus einem einfachen Gewebe ein Teppich.

Sketch of warp (red) and weft (violet)
Sketch of warp (red) and weft (violet) ) in a plain weave

BESTANDTEILE EINES TEPPICHS: Der Knoten


asymmetrisch: V 38, H 38 = 1444qdm

V(ertical) 38 Knoten, H(orizontal) 38 Knoten pro 10 cm = 1444 qdm

Der Teppich ist in asymmetrischem Knoten gefertigt. Das bedeutet, dass die beiden Enden des Knotens zwischen zwei unterschiedlichen Ketten hervortreten. Durch die Handarbeit variiert die Anzahl der Knoten in der Senkrechten innerhalb eines Teppichs sehr häufig. Die Angabe ist somit ein Richtwert. 

Asymmetrical knot between two wefts and back of the carpet (detail)

DAS GARN

Die Buchstaben Z und S geben an, in welcher Richtung die Fasern versponnen und die Fäden gezwirnt sind. Die Beschreibung beginnt immer im Fadeninneren entsprechend der Herstellungsabfolge. Die Ziffer gibt die Anzahl der verwendeten Fäden an.

Z.B:

Z20S = Fasern werde in Z-Richtung zu einem Faden gesponnen – 20 dieser Fäden werden zu einem in S-Richtung gedrehten Faden gesponnen.

Detail of the pile and sketch of Z and S spun Fibers

DAS MATERIAL






Für die Knoten, die den Flor des Teppichs bilden, wurden zwei verschiedene Materialien gewählt. Die weißen Bereiche sind aus Seide. Sie entsprechen den zerstörten Bereichen des Drachenteppichs, der als Vorlage für den doppelgänger diente. Die Florhöhe beträgt etwa 5 mm.

Die farbigen Flächen sowie die weißen vertikalen und horizontalen Linien, die das Gitter bilden, bestehen aus Wolle. Wie bei dem verbrannten Teppich ist die Florhöhe sehr gering, nur 1-2 mm.








Due to the short pile of the wool, the individual knots are easily recognizable. The silky pile, on the other hand, closes to a uniform surface

DIE FARBEN

22 Farben wurden für das Teppichmuster verwendet. Verschieden Schattierungen von Beige, Grün, Rot und Blau dominieren die Farbpalette.

Bundles of wool used for the dopplegänger carpet

DER GRAPH

In der heutigen Teppichproduktion gibt es genaue Knüpfvorlagen, sogenannte Graphen. Jeder einzelne Knoten wird durch ein farbiges Karo dargestellt. Der Graph für diesen Teppich gibt die Knotenzahl mit 9/9 pro inch vor. Also 9 Knoten/Karos in der Vertikalen und 9 Knoten/Karos in der Horizontalen pro inch. In der internationalen Teppichforschung und bei musealen Teppichen wird die Knotenanzahl meist in Zentimetern angegeben.

Graph detail

DAS GEWICHT

51 kg

112 Pounds

Das entspricht 3,2 kg oder 7 Pounds pro Quadratmeter.

 

Das Gewicht eines Teppichs wird hauptsächlich durch das verwendete Material und die Anzahl der Knoten bestimmt. Baumwolle ist schwerer als Wolle, und eine höhere Knüpfdichte erfordert mehr Material, wodurch ein dichterer Flor entsteht. Bei diesem Teppich ergibt die Kombination aus Baumwolle und einer mittleren bis niedrigen Knüpfdichte ein durchschnittliches Gewicht.

Erfahre mehr über das Projekt

Weaving the Future

Begleite uns auf eine Reise mit 100 Teppichfragmenten, die dreieinhalb Jahre lang rund um die Welt reisen, vorübergehende Zuhause finden und dabei kulturelle Grenzen überbrücken. Vereint durch die Kraft persönlicher Geschichten fördern die Fragmente eine weltweite Gemeinschaft.