_DSC4453.JPGObjekt Nr. 43, Ident.-Nr. OID 2939493, Teppich- und Textilwerkstatt, Archäologisches Zentrum, Foto: Anna Beselin

Ein Einblick in die Textilwerkstatt

Vom Karton bis zur Ausstellung

So haben wir unsere Textilausstellung vorbereitet!

In die Vorbereitung einer Ausstellung wird viel Arbeit investiert, die für die Besuchenden meist im Verborgenen bleibt. Es werden Objekte ausgesucht, Vitrinen ausgemessen, Grafiken und Beschriftungen gestaltet. Auch in den Restaurierungswerkstätten wird fleißig getüftelt, um die Ausstellungsobjekte von ihrer besten Seite zu zeigen.

Im Zuge meines FSJ im Museum für Islamische Kunst habe ich beim Aufbau der Sonderausstellung „Gestickte Gärten - Osmanische Textilien aus der Sammlung Borgs" mitgeholfen und möchte euch heute in die Restaurierungswerkstatt mitnehmen.

Dafür folgen wir dem Objekt Nr. 43, einem osmanischen Handtuch, welches ihr schon auf dem Titelbild sehen könnt.

Materialien die wir benutzen

Wabenkarton, Cuttermesser, Schere, Nass-Klebestreifen, Vliesstoff, Flüssigkleber, schadstofffreies Gewebe, Sympatex-Membran, Gewichte, Rundnadel, Stecknadeln, weißen Faden, Handschuhe

PXL_20220921_134503151.jpg
PXL_20220923_130912226.MP.jpg
IMG_7914.JPG
Textilausstellung im Buchkunstkabinett des Museums für Islamische Kunst, Foto: Farwah Rizvi

#1 Schritt - Wir schneiden den Karton zu


Zuerst vermessen wir alle Textilien und schneiden den Wabenkarton entsprechend zu. Da unsere Textilien alle unterschiedlich groß sind, müssen wir für jedes Objekt einen individuellen Karton zuschneiden. Unser Objekt Nr. 43 ist als Handtuch zum Beispiel recht breit, andere Ausstellungsobjekte wie Gürteltücher sind viel schmaler. 

Beim Schneiden mit dem Cuttermesser immer schön auf die Finger aufpassen!

Die Reste werden nicht weggeworfen, sondern später noch benutzt.

PXL_20220921_134455361.jpg
Wabenkartonreste, Foto: Carolin Schütte

#2 Schritt - Wir kleben die Ecken und Kanten ab

Klebestreifen

Im Schritt zwei werden die Kanten und Ecken des Kartons abgeklebt, wodurch sie stabiler und weniger scharf werden. Dafür benutzen wir einen schadstofffreien Nass-Klebesteifen. Generell verwenden wir im Museum ausschließlich schadstofffreie Materialien, damit unsere Objekte nicht beschädigt werden.

Den Kleber schneiden wir in kleinere Streifen und machen ihn mit einem Schwamm leicht nass. Danach kann er über die Kanten und Ecken des Kartons geklebt werden.

Diesen Schritt wiederholen wir noch einmal.

PXL_20220923_130912226.MP.jpg
Kleber und Schere für das erste Abkleben, Foto: Carolin Schütte

Vlies

Nun wird der Karton noch mit einem Vlies bezogen. Dazu schneiden wir das Vlies auf die Kartons zu und lassen ringsum einen 5 cm goßen Rand. Die Ecken werden in einem 45 Grad Winkel abgeschnitten, wie ihr es auf dem Bild unten seht.

Jetzt wird der flüssige Kleber mit einem Pinsel auf die Kartonrückseite aufgetragen und das Vlies mit Gewichten festgedrückt.

Ganz wichtig ist, dass kein Kleber in die näher der Objekte kommt und alles auf dem Karton gut trocknet!

PXL_20220921_134311460.jpg
Das Vlies wird mit Gewichten festgedrückt, Foto: Carolin Schütte
Vliesbildbearbeitetkop.pngVlies zuschneiden und kleben, Foto: Carolin Schütte

Trocknen lassen

Die Gewichte bleiben mindestens 20 Minuten auf dem Karton und der Kleber sollte am besten einen Tag lang trocknen.

So sind die Objekte bei uns angekommen, Teppich- und Textilwerkstatt, Archäologisches Zentrum, Foto: Jutta Maria Schwed

#3 Schritt - Wir glätten das Objekt Nr. 43



Während der Kleber trocknet, werden die Textilien geglättet. Dafür benutzen wir natürlich keine Hitze!

Verwendet wird eine halbdurchlässige Sympatex-Membran, wie ihr sie vielleicht aus Outdoor-Kleidung kennt. Durch diese hindurch wird das Gewebe minimal befeuchtet und dann mittels Gewichten geglättet.

PXL_20221116_140957036.jpg
Objekt Nr. 43 wird geglättet, Foto: Carolin Schütte

#4 Schritt - Wir beziehen den Karton mit Stoff


Zuletzt wird der Karton mit einem schadstoffgeprüften Gewebe bezogen.

Das machen wir, indem wir den Stoff zuerst fest über die Platte ziehen und mit Stecknadel fixieren. Danach nähen wir den Stoff mit einer Rundnadel und dem sogenannten Hexenstich fest. Erst zwei gegenüberliegende Seiten festnähen, dann die Ecken einklappen und die restlichen Seiten annähen. Schaut euch auf dem Bild unten die Schritte genauer an. 

PXL_20220921_134244073.jpg
Der Stoff wird auf die Kartons zugeschnitten, Foto: Carolin Schütte

Schritt #4 im Detail - Klickt auf die schwarzen Punkt im Bild!

PXL_20221114_130522003.jpg

Fertig ist der Karton, jetzt wird das Objekt montiert!

_DSC4427.JPGNr. 43 wird auf die Platte gelegt, Teppich- und Textilwerkstatt, Archäologisches Zentrum, Foto: Anna Beselin

Spätestens jetzt ziehen wir unsere Handschuhe an!

… so schützten wir das Textil und uns selbst. Viele historische Textilien wurden früher mit Bioziden behandelt, um sie gegen schädliche Insekten zu schützen.

#5 Schritt - Wir montieren das Handtuch an dem Karton

Ausrollen

Das Objekt Nr. 43 wird vorsichtig auf der Platte ausgerollt und zurechtgerückt, wobei wir auf gleichmäßige Seitenabstände achten.

Wir haben uns dazu entschieden, die Vorder- und Rückseite der Stickerei vom Handtuch zu zeigen. Das Besondere an osmanischen Stickereien ist, dass Vorder- und Rückseite fast identisch sind.

_DSC4429.JPG
Ausrollen von Nr. 43, Teppich- und Textilwerkstatt, Archäologisches Zentrum, Foto: Anna Beselin
_DSC4444.JPGDas Handtuch wird eingeschlagen, Teppich- und Textilwerkstatt, Archäologisches Zentrum, Foto: Anna Beselin

Aufrollen

Vor dem Einschlagen wird ein schmales Polster in die Falte gelegt. Danach wird ein weiteres danebengelegt.

Wir rollen nun das Textil auf den Polstern auf und befestigen das Polster mit großen Stecknadeln an der Rückseite. Die Details könnt ihr euch wieder im Bild unten anschauen.

 

_DSC4468.JPG
Das Handtuch wird auf die Polster auferollt, Teppich- und Textilwerkstatt, Archäologisches Zentrum, Foto: Anna Beselin

Klickt auf die schwarzen Punkte im Bild!

_DSC4474(b).jpg

Warum befestigen wir das Objekt so?

Durch das Aufrollen auf der Rückseite vermeiden wir Knicke im Textil und auch der Teil, der nicht gezeigt wird, ist sorgfältig befestigt. Gleichzeitig liegt das Textil über der Platte und muss somit nicht festgenäht werden. Denn grundsätzlich wollen wir so wenig wie möglich an den schönen Stickereien manipulieren.

Außerdem wird die Platte in der Vitrine schräg aufgestellt, wodurch keinerlei Gewicht auf dem Objekt lastet und das Risiko für Risse im Gewebe vermieden wird. Einige der Metallstickereien sind ziemlich schwer.

Plattefertig.pngFertiger Karton mit Objekt Nr. 43 von Hinten und Vorne, Foto: Anna Beselin

Fertig! Ab in die Ausstellung damit.

Objekt Nr. 43 im Buchkunstkabinett des Museums für Islamische Kunst, Foto: Carolin Schütte
Mehr über die Sticktechniken im Objekt Nr. 43 gibt es in dieser Story.

Osmanische Stickereien

Wir nehmen osmanische Stickereien genauer unter die Lupe und schauen uns besondere Materialen und Sticktechniken an.

_DSC4269.JPG