CulturalxCollabs: Fragment No. 9 highlighted © Museum für Islamische Kunst, Heiner BüldCulturalxCollabs: Fragment No. 9 highlighted © Museum für Islamische Kunst, Heiner Büld

Cultural x Collabs: Weaving the Future

Fragment No. 9

100 Fragmente. 100 Reisen

Dies ist ein Fragment des "CulturalxCollabs - Weaving the Future" Teppichs.

Mit dem Fragment folgen wir der Reise der Besitzer:innen und ihrer Collabs. Sie entdecken und experimentieren mit gesellschaftlich relevanten Themen, die sie auf kreative Weise vorantreiben.

Hier stellen wir Euch das Fragment vor, so wie wir es auf seine dreieinhalbjährige Reise schicken.

Folg dieser Story und erleb die Transformation des Fragments im Laufe der Jahre...

...und weiter gehts

...mit Renzo Fernando Herrera Moreno

Der Drache kommt...!

Heute kam ein Teppich aus dem Museum für Islamische Kunst des Pergamonmuseums in Berlin bei mir zu Hause an, dank des internationalen Sponsorings des Versandunternehmens DHL. Nach einer langen Reise von der deutschen Hauptstadt über das Vereinigte Königreich, Barbados, Panama und schließlich Venezuela, wo er von meiner Enkelin Valentina in Barquisimeto in Empfang genommen wurde. 

Aber keine Angst: Es handelt sich nicht um ein Original, sondern um eine Reproduktion eines kaukasischen Teppichs aus dem 17. Jahrhundert, der normalerweise im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel ausgestellt wird.





Der Drache kam zu uns... in Venezuela!

Und wir sind sehr froh, ihm zu Hause als Familie zu begegnen, um dem Netz von Erfahrungen zu folgen, das auf der persönlichen, familiären und gemeinschaftlichen Geschichte beruht.

Zu Hause bedeutet der Teppich, dass alle willkommen sind und ohne Unterschied akzeptiert werden: Verwandte, Freunde, Nachbarn, Fremde und Einheimische, Besucher oder Durchreisende, Gleiche oder Andere. Wir sind alle gleich. Wir haben den gleichen Wert!

Wie der Kaukasusdrache, dessen Stärke und Majestät Jahrhunderte und Kontinente überdauert haben, möge diese Nachbildung aus dem Pergamonmuseum unsere Stadt Araure dazu inspirieren, weiterhin Träume von Widerstandsfähigkeit, Geschichte und Größe zu weben, die die Zeit überdauern.

Im Herzen meines Zuhauses in Araure, Portuguesa, Venezuela, ist die Freude, meinen Geburtstag zu feiern, auf einzigartige Weise mit dem Gedenken an den Internationalen Tag der Roma verbunden. Heute, am 8. April, breitet sich die Wärme der Familie aus und umarmt symbolisch eine Gemeinschaft, die reich an Geschichte und Traditionen ist, während ein einzigartiges Stück unseren Raum begleitet: Fragment #9 ein Teil der Kopie des majestätischen kaukasischen Drachenteppichs aus dem 17. Jahrhundert, der direkt aus dem Pergamonmuseum in Berlin und den Hallen des Museums für Islamische Kunst kommt. Dieser Teppich mit seinen komplizierten Mustern und Farben, die an jahrhundertelang gewebte Geschichten erinnern, ist ein ausdrucksstarker Zeuge dieses besonderen Tages. Seine dichten Knoten scheinen Geschichten von Reisen, von kulturellen Begegnungen und von der Hartnäckigkeit des menschlichen Geistes, der Grenzen überwindet, zu flüstern. Bei der Betrachtung seiner Motive fühle ich eine tiefe Verbundenheit mit diesem „Weaving the Future“ des Projekts „CulturalxCollabs“, einer Initiative, die es mir ermöglicht, dieses Kunstwerk zu Hause zu empfangen, das sich wie eine greifbare Brücke zwischen meinen Erfahrungen und der kollektiven Erfahrung der interkulturellen Migration anfühlt.

Kaukasischer Drache, der das Deutschland der Karibik besucht.

Die ersten deutschen Einwanderer kamen im 19. Jahrhundert nach Colonia Tovar.

Nach den Unabhängigkeitskriegen sahen sich die Länder Südamerikas mit einem neuen Szenario konfrontiert: Sie hatten die Freiheit gewonnen, aber ihr Land war ruiniert. Die Gründung der Siedlung im Jahr 1843 geht auf das Agrarkolonisierungsprogramm von General José Antonio Páez Herrera, meinem Vorfahren, zurück, der nach der Abspaltung Venezuelas von Großkolumbien die Wirtschaft des entvölkerten Landes mit Hilfe der Einwanderung wieder aufbauen wollte. Seine Gründung war das Ergebnis dieser offiziellen Bemühungen in den Anfangsjahren der Republik, Gebiete des Landes mit Einwanderern zu besiedeln. Sie verdankt ihren Namen dem venezolanischen Politiker, Juristen und Diplomaten Manuel Felipe Tovar, der dieser Gruppe von Einwanderern Land im Bundesstaat Aragua im Norden Venezuelas schenkte, damit sie sich dort niederlassen konnten.











Colonia Tovar liegt auf fast 2.000 Metern über dem Meeresspiegel...

..in den zentralen Küstenbergen der Cordillera de la Costa (zu Fuß erreichbar). Es ist umgeben von einer üppigen, grünen Berglandschaft.

Das „deutsche Dorf Venezuelas“, Colonia Tovar, ist eine der interessantesten kulturellen Kontrapunkte und ethnischen Raritäten in Südamerika. Diese charmante Ecke Venezuelas fühlt sich an wie eine deutsche Stadt im Herzen des Staates Aragua. Bei einem Spaziergang durch die kopfsteingepflasterten Straßen kann man die Architektur im deutschen Stil und die Schönheit der gepflegten Gärten genießen, die die Häuser und Straßen schmücken. 







Die Einwohner von Colonia Tovar, die so genannten „colonieros“, sind Nachkommen der deutschen Einwanderer...

...die die Stadt im 19. Jahrhundert gründeten. Sie haben viele ihrer Traditionen, Bräuche und ihren Dialekt bewahrt. Die Gemeinde ist berühmt für ihre Architektur im bayerischen Stil, ihre Landwirtschaft und ihren ländlichen Lebensstil. Trotz des spanischen Einflusses bewahren die Colonieros weiterhin eine starke deutsche Identität, die sich in ihrer Lebensweise, ihren Traditionen und ihrer Sprache widerspiegelt. Der „Colonieros-Deutsch“-Dialekt ist eine Mischung aus Deutsch und Spanisch und ein wichtiger Teil der lokalen Kultur. Die Colonieros sind bekannt für ihre Gastfreundschaft und ihre Liebe zum Land. Colonia Tovar ist ein Ort, an dem Tradition und Fortschritt Hand in Hand gehen, an dem die deutsche Kultur in einer karibischen Umgebung weiterlebt.



Colonia Tovar hat sich zu einem beliebten Touristenziel entwickelt...

...bekannt für seine landschaftliche Schönheit, das kühle Klima und die einzigartige Atmosphäre. Heute ist Colonia Tovar als deutsche Enklave in Venezuela anerkannt, ein Ort, an dem die Kultur und Geschichte der Gemeinschaft lebendig bleibt. Colonia Tovar hat mit seiner Architektur, seiner Küche und seinen Traditionen ein wichtiges kulturelles Erbe in unserem Land hinterlassen. Sie ist ein Beispiel für die kulturelle Vielfalt des Landes und für die Bedeutung der Einwanderung und seiner Entwicklung. Seit meiner Kindheit genieße ich mit meiner Familie und meinen Freunden die schönen und gastfreundlichen Landschaften.



Der kaukasische Drache, der aus dem Herzen Europas in unsere venezolanische Heimat gereist ist...

...ist eine Brücke, die die Geschichte Deutschlands auf dem Alten Kontinent mit der Kraft der Einwander:innen verbindet, die in Venezuela in Colonia Tovar ihre Träume verwirklicht haben. Möge seine Anwesenheit uns dazu inspirieren, weiterhin Kulturen, Traditionen und Hoffnungen zu einem einzigen Tuch der Einheit und des Vermächtnisses zu verweben.




Die Reise beginnt...

...mit Fine Aufmkolk


#1: Der Wunsch dem Besonderen gerecht zu werden

Als der Teppich zu mir kam,

wusste ich nichts mir ihm anzufangen.

Ratlos wartete ich,

dass wir warm werden würden mit der Zeit.

Aber er lag nur da

störrisch, vorwurfsvoll.

Nun geht er wieder 

und hinterlässt doch eine Lücke.

#2: Die Metamorphose und Ähnlichkeit

Wenn der Teppich zur Landschaft wird, verzerren sich die Maßstäbe. 

Die Oberfläche wölbt sich, Seen und Flüsse schleichen sich in die Täler.

Bäume verfusseln sich zu schlierigen Wäldchen.

Wiesen fließen in die Auen und bekleiden die Hänge.

Wir begeben uns auf die Knie und kriechen in eine Welt von Schnüren und Schlaufen und Farben und 

unsichtbarer Geschichte, die sich ohne Wissen nur fabulieren lässt.

Sichtbar ist sie hinter der Schönheit nicht, in der Landschaft und auch im Teppich nicht.

#3: Pinocchio 

Der blaue Mann ist eines der wenigen, wenn nicht sogar das einzige figürliche Element auf dem Teppich.

Er bekommt so ein Eigenleben.

Er steht auf und macht sich aus dem Staub, auf den Weg in die weite Welt.

Er multipliziert sich und wird Viele.

Er dekonstruiert sich und wandelt seine vielgestaltige Form.

Ich trüge ihn gerne als Brosche oder Anhänger, sammelte ich Tattoos, wäre er ein Teil von mir.

Und so bliebe er mir als Erinnerung an mein Teppichstück #9.

CulturalxCollabs: Fragment No. 9 © Museum für Islamische Kunst, Heiner Büld

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Vorne und Hinten

Über das Projekt

Das Projekt des Museums für Islamische Kunst "CulturalxCollabs - Weaving the Future" feiert die transformative Kraft des kulturellen Austauschs und die gesellschaftlichen Verflechtungen, die uns alle vereinen. Alles, was wir lieben, geliebt haben und jemals lieben werden, stammt aus kulturellem Austausch, Migration und Vielfalt, oder wie wir es gerne nennen, #CulturalxCollabs.

100 Teppichfragmente, aus einer Replik des ikonischen Drachenteppichs geschnitten, werden die Welt bereisen (unterwegs mit DHL). Mit Hilfe der Collab-er werden die Fragmente #CulturalxCollabs bereichern, menschlichen Einfallsreichtum inspirieren, Gemeinschaft fördern und letztendlich zeigen, wie kultureller Austausch all unsere Leben bereichert.

Folg #CulturalxCollabs auf Instagram und erleb wie sich das Projekt entfaltet...

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Weaving the Future

Begleite uns auf eine Reise mit 100 Teppichfragmenten, die dreieinhalb Jahre lang rund um die Welt reisen, vorübergehende Zuhause finden und dabei kulturelle Grenzen überbrücken. Vereint durch die Kraft persönlicher Geschichten fördern die Fragmente eine weltweite Gemeinschaft.

100 Fragmente. 100 Reisen

"CulturalxCollabs - Weaving the Future" - 1 Projekt, 100 Teppichfragmente. Folge ihrer Reise mit den immer wieder wechselnden Besitzer:innen innerhalb der nächsten 3,5 Jahre.

Wo ist der Drache?

Ein kaukasischer Drachenteppich aus dem 17. Jh. - der Star des "CulturalxCollabs - Weaving the Future" Projekts. Aber wo ist der Drachen eigentlich?