I. 7016. Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Franziska Kabelitz

Katzen im Kabinett

Auf Spurensuche feliner Präsenz in den Staatlichen Museen zu Berlin

Willkommen zu unserer Katzen-Ausstellung!

Von heilig bis verspielt, von vertraut bis bedeutungsvoll – diese Ausstellung lädt Sie dazu ein, der Spur eines der faszinierendsten Tiere der Menschheitsgeschichte zu folgen – der Katze. Seit Jahrtausenden ist sie Teil menschlicher Vorstellungskraft: geschätzt für ihre Reinlichkeit, bewundert für ihre Unabhängigkeit, geliebt als Haustier – und zugleich oft umgeben von Aberglauben und Magie.

Die Faszination für Katzen ist ungebrochen – auch (und gerade) im digitalen Zeitalter! Im Jahr 2025 zählen sie zu den beliebtesten Haustieren der Welt. Je nach Quelle leben weltweit zwischen 370 und 600 Millionen von ihnen in Haushalten. In Deutschland allein schnurren rund 15,2 Millionen Katzen – das ist etwa eine pro fünf Menschen. Damit ist Deutschland Katzen-Europameister.

Katzen blicken auf eine lange, vielschichtige Beziehung zum Menschen zurück. Wahrscheinlich wurden sie einst von frühen Getreidespeichern angelockt – angezogen von der Aussicht auf reichlich Beute. Und der Mensch? Lernte rasch, ihren Jagdtrieb zu schätzen. Über Handelswege und Reiche hinweg verbreiteten sich die Tiere und wurden zu weit mehr als bloßen Mäusefängern: zu Symbolen, Begleitern, Götzen und Geistern. Ihre Wandlungsfähigkeit begeistert – nicht nur Kunstschaffende, sondern auch die Timelines sozialer Medien.

Diese Online-Ausstellung zeigt eine Auswahl außergewöhnlicher Objekte aus den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin – allesamt Spuren der Katze in der Kunst. Sie lädt zu einer Entdeckungsreise durch Jahrhunderte, Regionen und Stile ein. Ob schlafend eingerollt oder elegant im Sprung – Katzen tauchen in den unterschiedlichsten künstlerischen Ausdrucksformen auf. Und auch wenn sie selten im Zentrum stehen, sind sie oft ganz nah: auf Gemälden, Gefäßen, Stempeln – lauernd, lauschend, lebendig.

Wer den Pfotenabdrücken durch Zeit, Raum und Glaubenswelten folgt, gewinnt ungewöhnliche Einblicke in das Verhältnis zwischen Mensch und Tier – und in die sozialen wie ästhetischen Praktiken vergangener Kulturen. Die Ausstellung wird vom Museum für Islamische Kunst initiiert, dessen Sammlung im Mittelpunkt steht.

Die vielen Leben der Katze

Unsere Katzen-Ausstellung ist in vier Galerien unterteilt – und Sie können sie in beliebiger Reihenfolge erkunden. Der Schwerpunkt liegt auf der Sammlung des Museums für Islamische Kunst, doch auch andere Häuser der Staatlichen Museen zu Berlin tragen bei. In Kürze öffnet dann auch die vierte Galerie mit weiteren felinen Entdeckungen. Diese Ausstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist kein Katalog aller Katzenkunst – sondern ein verspielter Streifzug.

Eine ausgewählte Bibliografie am Ende bietet Anregungen zur vertiefenden Lektüre.

Treten Sie ein – und entdecken Sie die vielen Leben der Katze.

Die Katze im Alltag

Katzen begegnen uns nicht nur in Gedichten und Gemälden – sondern auch im ganz normalen Alltagsleben vergangener Jahrhunderte. Diese Galerie zeigt zwei überraschende Alltagsobjekte: einen Brotstempel aus Ton und ein bronzenes Räuchergefäß. Auf den ersten Blick schlicht, tragen sie dennoch Spuren feliner Präsenz – und zeigen, wie tief Katzen in alltägliche Rituale eingebettet waren.

Ob in Teig gedrückt oder in Duft gehüllt: Diese Gebrauchsgegenstände erzählen davon, wie Katzen weit über ihre Rolle als Haustiere hinaus zum Teil kultureller Praktiken wurden. Ihre stillen Silhouetten tauchen auf, wo man sie kaum erwarten würde – und machen deutlich, dass selbst im Alltäglichsten eine Prise Katzenmagie steckt.

I. 1959. Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Johannes Kramer CC BY-SA 4.0

Die gemalte Katze

Wer nach Katzen in der Sammlung des Museums für Islamische Kunst sucht, wird vor allem auf Papier fündig: gemalt oder gezeichnet. In Manuskripten und einzelnen Malereien zeigt sich die Katze in all ihrer Vielfalt – als beiläufige Begleiterin im Bildhintergrund, als Symbolfigur oder einfach als Wesen von stiller Eleganz.

I. 4590 f. 16. Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Franziska Kabelitz

Katze sein – oder nicht?

Katze – oder keine Katze? Drei geheimnisvolle Objekte stellen genau diese Frage. Ihre Merkmale scheinen auf eine Katzenform hinzuweisen: aufgestellte Ohren, eingerollte Schwänze, elegante Körper in rätselhaften Silhouetten. Doch je genauer wir hinschauen, desto unsicherer wird die Antwort.

Sehen wir Katzen, weil wir es wollen? Weil wir sie erwarten? Vielleicht, weil ihr stilles Wesen und ihre symbolische Kraft so tief in unserem kulturellen Gedächtnis verankert sind?

Oder spielt hier jemand mit unserer Wahrnehmung – zwischen Figur und Abstraktion, zwischen Wunschbild und Wirklichkeit?

Diese Galerie lädt dazu ein, genau hinzuschauen – und dabei nicht nur die Objekte, sondern auch die eigenen Vorstellungen zu hinterfragen. Denn wenn wir uns fragen, ob hier eine Katze dargestellt ist, fragen wir auch: Wie entsteht Bedeutung? Und: Was macht ein Bild in unserem Kopf zur Gewissheit?

I. 77/62. Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Johannes Kramer CC BY-SA 4.0

Weitere Katzen

Wir arbeiten derzeit daran, diesen Bereich mit weiteren katzenhaften Fundstücken aus den übrigen Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin zu erweitern. Auch außerhalb des Museums für Islamische Kunst haben sich Katzen eingenistet – und wir spüren ihnen nach.

Bleiben Sie dran – diese Galerie öffnet demnächst ihre Tür (oder vielleicht eher ihr Katzenkläppchen)!

Eine Online-Ausstellung von Franziska Kabelitz, Farwah Rizvi, Cornelia Weber

Zitierempfehlung zur Ausstellung:

Kabelitz, Franziska, Farwah Rizvi, Cornelia Weber (2025): Katzen im Kabinett: Auf Spurensuche feliner Präsenz in den Staatlichen Museen zu Berlin. Eine Online-Ausstellung auf Islamic·Art, dem Online-Portal des Museums für Islamische Kunst.


Ausgewählte Bibliographie / Weiterführende Literatur:

Folsach, Kjeld v. (2001). Art from the World of Islam in the David Collection. Copenhagen: The David Collection (C. L. David Foundation.

Gladiß, Almut v., ed. (2012). Glanz und Substanz. Metallarbeiten in der Sammlung des Museums für Islamische Kunst. Berlin: Staatliche Museen zu Berlin, Edition Minerva.

Goswamy, B.N. (2023). The Indian Cat. Stories, Paintings, Poetry and Proverbs. New Delhi: Aleph Book Company.

Canby, Sheila (1998). Princes, Poets and Paladins: Islamic and Indian Paintings from the Collection of Prince and Princess Sadruddin Aga Khan. London: British Museum Press.

Kühn, Miriam, and Martina Müller-Wiener, eds. (2022). Lustre Ceramics – Shimmering Secret. Petersberg: Michael Imhof Verlag.

Kühnel, Ernst, and Hermann Goetz (1924). Indische Buchmalereien aus dem Jahangir-Album der Staatsbibliothek zu Berlin. Buchkunst des Orients, vol. 2. Berlin: Scarabaeus Verlag.

Rauch, Christoph (2022). “Im Wettkampf mit den Bibliotheken anderer Nationen”: Der Erwerb arabischer Handschriftensammlungen an der Königlichen Bibliothek zu Berlin zwischen 1850 und 1900.” In: Mangold-Will, Sabine, et al., eds. Sammler – Bibliothekare – Forscher: Zur Geschichte der orientalischen Sammlunge an der Staatsbibliothek zu Berlin. Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann.

Overton, Keelan, dir. and ed. (2025). The Emamzadeh Yahya at Varamin: An Online Exhibition of an Iranian Shrine. 33 Arches Productions. Host: Khamseen: Islamic Art History Online, https://khamseen-emamzadeh-yahya-varamin.hart.lsa.umich.edu.

Losty, J.P. et al. (2024). “The Indian Paintings from the Collection of Archibald Swinton, Formerly at Kimmerghame House, Berwickshire.” In: Weis, Friederike, ed. (2024). Eighteenth-Century Indian Muraqqaʿs, Audiences – Artists – Patrons and Collectors. Islamic Manuscripts and Books 23, Leiden: Brill, pp. 10-40. Open access: https://doi.org/10.1163/9789004715837_003.

Sarre, Friedrich (1919). “Eine persische Kopie von Peruginos ‚Beweinung Christi‘.“ In: Kunst und Künstler, vol. 17, no. 7, pp. 257-264.

Schimmel, Annemarie (1989). Die orientalische Katze. Geschichten, Gedichte, Sprüche, Lieder und Weisheiten. Munich: Diederichs.

Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Erwerbungsbücher des Museums für Islamische Kunst, vol. 1-7. Published as part of Heidelberg Accession Index (HAI). Open access: https://doi.org/10.11588/diglit.68503.

Weis, Friederike, ed. (2024). Eighteenth-Century Indian Muraqqaʿs, Audiences – Artists – Patrons and Collectors. Islamic Manuscripts and Books 23, Leiden: Brill. Open access: https://doi.org/10.1163/9789004715837_011.

Wright, Elaine, ed. (2008). Muraqqaʿ: Imperial Mughal Albums from the Chester Beatty Library Dublin. Alexandria, VA: Art Services International.