Die Alltagskatze

Katzen begegnen uns nicht nur in Poesie und Malerei – sondern auch in den greifbarsten Bereichen des Alltags. Diese Galerie zeigt zwei Gebrauchsgegenstände: einen Brotstempel aus Ton und den oberen Teil eines bronzenen Räuchergefäßes. Trotz ihrer funktionalen Form erinnern uns beide Objekte daran, wie tief Katzen mit Alltagsritualen vergangener Gesellschaften verwoben waren – in Teig gedrückt, im Duft getragen.

Katzen im Teig: Ein Brotstempel aus Ägypten

Inv.-Nr. I. 912, Unglasierte Irdenware mit geformtem Relief. Ägypten, 8.–13. Jahrhundert. Durchmesser: 8,1 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst

Wie die Katze selbst hat auch das Brotstempeln eine lange Geschichte. Dieser unglasierte keramische Stempel zeigt ein pflanzliches Motiv und eine katzenähnliche Figur. Auf der Rückseite ist ein Griff erhalten. Der Stempel wurde vermutlich verwendet, um Brotteig vor dem Backen zu markieren. Die Reliefstruktur prägte sich beim Aufgehen des Teigs ein – und verwandelte ein schlichtes Werkzeug in ein Ausdrucksmittel zwischen Dekoration und Identifikation – eine kleine Hommage an die Katze, eingebrannt in den Alltag.

Brotstempel konnten mehrere Funktionen erfüllen: Neben dekorativen Zwecken dienten sie auch zur Kennzeichnung von Herkunft oder offizieller Produktion – etwa in religiösen oder politischen Kontexten. So lässt sich gestempeltes Brot beispielsweise im liturgischen Gebrauch des Christentums nachweisen.

Warum genau eine Katze das Motiv dieses Stempels ziert, bleibt offen. Die Sammlung des Museums enthält zahlreiche weitere Brotstempel mit geometrischen, tierischen und pflanzlichen Motiven. Viele dieser Objekte wurden 1905 in Ägypten durch Bernhard Moritz erworben, der damals Direktor der Khedivial-Bibliothek in Kairo war – der heutigen Ägyptischen Nationalbibliothek und Archiv.

Duft und Gestalt: Der Kopf eines Räuchergefäßes

Inv.-Nr. I. 1/73, Kupferlegierung, Glas, gegossen und graviert/getrieben. Angeblich aus Bujnūrd (Iran), 11.–12. Jahrhundert. Höhe: 10,5 cm; Durchmesser unten: 8,1 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst

Ein stilisierter Katzenkopf, durchbrochen gearbeitet und reich verziert: Dieser obere Teil eines Räuchergefäßes vereint Form und Funktion. Die einst türkisfarben eingelegten Augen – von denen sich in einer Höhlung noch Reste erhalten haben – verleihen dem Objekt einen ausdrucksstarken Blick.

Der Kopf war einst Teil eines vollständigen Gefäßes, in dessen Innerem wohl duftendes Räucherwerk verbrannt wurde. Vergleichbare Löwenkopfgefäße aus der seldschukischen Zeit deuten darauf hin, dass Kopf und Körper über ein Scharnier verbunden waren. Eine deutlich kleinere löwenförmige Brunnenfigur aus dem Ägypten des 11. oder 12. Jahrhunderts in der Museumssammlung bietet einen guten Vergleich (I. 1959).

Das Objekt stammt vermutlich aus Bujnūrd, nahe den Ālādāgh-Bergen im Nordosten Irans, einer Stadt an einem historischen Knotenpunkt von Handels- und Karawanenrouten nahe der heutigen Grenze zu Turkmenistan. In der seldschukischen Zeit (11.–12. Jh.) war Chorasan eine bedeutende Region für die Herstellung solcher kunstvoll gestalteter Räuchergefäße in Tierform – insbesondere von Katzen und Vögeln. Das seldschukische Reich erstreckte sich auf seinem Höhepunkt von Zentralasien über Irak, Syrien und Teile Anatoliens.

Dieses Objekt wurde 1973 vom Museum für Islamische Kunst über den Frankfurter Kunst- und Antiquitätenhandel Saeed Motamed erworben. Der Verbleib der übrigen Teile des Gefäßes ist nicht bekannt.

Eine Anmerkung zur Provenienz

Die Objekte im Museum für Islamische Kunst stammen aus unterschiedlichsten Quellen: von Grabungen, Schenkungen und Tauschgeschäften bis hin zu Ankäufen auf dem internationalen Kunstmarkt. Bei letzteren war das Museum oft auf die Angaben der Händler:innen angewiesen, ohne diese immer unabhängig verifizieren zu können. Solche Informationen wurden in den Inventarbüchern festgehalten und sind heute öffentlich einsehbar.

In dieser Ausstellung werden Herkunftsangaben von Händler:innen mit dem Zusatz „angeblich“ gekennzeichnet, um sie von musealen Einschätzungen zu unterscheiden.

Zwischen 1904 und 2014 wurden Ankäufe handschriftlich in sieben Inventarbüchern dokumentiert. Seitdem erfolgt die Erfassung digital – doch die alten Bücher, mit all ihren Notizen, Korrekturen und Handschriften, sind digitalisiert und online zugänglich.

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Die Katzen-Ausstellung

Katzen blicken auf eine lange und facettenreiche Geschichte des Zusammenlebens mit dem Menschen zurück. Diese Online-Ausstellung versammelt eine faszinierende Auswahl von Objekten aus den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin und eröffnet eine thematische, experimentelle Perspektive: die Figur der Katze.