Katze sein – oder nicht?

Katze zu sein ist nicht immer so mühelos, wie es scheint.

Oft bewundert für ihre Eleganz und Unabhängigkeit, bewegen sich Katzen in einer Welt voller Widersprüche. Sie werden als Gefährt:innen geliebt – und doch manchmal missverstanden. In manchen Kulturen gefeiert, in anderen mit Argwohn betrachtet. Einige leben behütet, andere am Rand, gefährdet durch Vernachlässigung oder Ausgrenzung.

Katze zu sein heißt, zwischen Zuneigung und Ungewissheit zu balancieren – und dabei menschliche Erwartungen mit stiller Beharrlichkeit zu meistern. Es mag anmutig aussehen. Leicht ist es nicht immer.

Katze oder keine Katze?

Diese Frage stellen drei rätselhafte Objekte, deren Merkmale auf eine Katzenform hinweisen – vielleicht. Aufgestellte Ohren, geschwungene Schwänze, ambivalente Silhouetten: Die Figuren fordern uns auf, genauer hinzusehen – und unsere Wahrnehmung zu hinterfragen.

Sehen wir Katzen, weil wir sie sehen wollen? Weil wir mit ihren Formen, Bedeutungen und Geschichten vertraut sind? Oder sind diese Darstellungen bewusst offen, angesiedelt zwischen Figur und Abstraktion? „Katze sein – oder nicht ganz“ lädt zum Nachdenken ein: über Formen, Bedeutungen – und die Rollen, die wir selbst in ihrer Interpretation spielen.

Das Kamel und die Katze

I. 77/62, Fayence mit applizierten Elementen, türkisfarbene Glasur. Vermutlich Seldschukisch, Nordostiran, 12.–13. Jh., Maße: 31,5 × 8,3 × 17 cm, Gewicht: 1,092 kg, Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst

Auf den ersten Blick wirkt diese Statuette wie ein Prozessionsobjekt: Ein stehendes Kamel trägt eine zeltartige Howdah, wie sie bei festlichen Zeremonien genutzt wurde. Die Konstruktion wird von sieben kleinen menschlichen Figuren gehalten – und war einst mit zwei katzenähnlichen Skulpturen versehen, von denen eine heute fehlt.

Doch wer schuf dieses Objekt? Wofür wurde es verwendet? War es ein rituelles Objekt – oder einfach ein Spiel mit Form und Fantasie? Was bedeuteten die Figuren, die es zierten?

Viele dieser Fragen bleiben offen. Und genau darin liegt ein Wert: Das Fragmentarische regt zum Denken an. Es erinnert daran, dass Geschichte selten eindeutig ist – und dass selbst scheinbar rätselhafte Objekte tief in soziale, politische oder spirituelle Kontexte eingebettet sein können. Das Objekt wurde 1962 vom Kunst- und Antiquitätenhändler Saeed Motamed in Frankfurt erworben.

Eine schnelle Katzenwäsche

I. 8856.1, Kupfer, Zinn; getrieben, gelötet, verzinnt, graviert. Iran, 18.–19. Jh., Maße: 34 × 24 × 11,2 cm, Gewicht: 1,47 kg, Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst

Diese reich verzierte Kanne mit gebogenem Griff und steilem Ausguss gehört zu einem zweiteiligen Waschset. Die zugehörige Schale (I. 8856.2) vervollständigt das Ensemble.

Der Körper der Kanne zeigt eine Kombination verschiedener Metallbearbeitungstechniken: erhabene Reliefmuster, Treibarbeit und feine Gravur. Besonders ins Auge fällt das zentrale Motiv auf den flachen Seiten: eine Figur mit kurzer Schnauze, langem Schwanz – Katze, Leopard oder etwas ganz anderes?

Genau diese Mehrdeutigkeit macht den Reiz des Bildes aus. Die Figur bleibt vage, offen, einladend zum Rätseln. Sie verweist auf die spielerische Freiheit der Künstler:innen – und auf die interpretierende Neugier der Betrachtenden.

Das Set stammt aus dem Nachlass von Eugen Wirth (1925–2012), Professor für Geographie in Erlangen mit Schwerpunkt auf Kulturgeographie Nordafrikas und Westasiens.

Katze, Hund – oder doch etwas ganz anderes?

Ein weiteres Objekt aus dieser Galerie stellt uns vor ein klassisches Wahrnehmungsproblem: Das Museumsarchiv schwankte – ist es eine Katze oder ein Windhund? Doch woran erkennen wir überhaupt das eine oder das andere Tier?

Katzenhafte Tiere wie Löwen oder Leoparden haben meist kompakte, muskulöse Körper, runde Köpfe, nach vorne gerichtete Augen. Windhunde hingegen sind langbeinig, schmal, mit aerodynamischen Köpfen und fließender Haltung dargestellt. Die Figur auf dieser Lüsterfliese könnte beides sein – oder keines von beidem.

Die Technik selbst ist bemerkenswert: Lüstermalerei erzeugt eine schimmernde, metallisch glänzende Oberfläche und hatte einen ihrer Höhepunkte in Kāshān im 13. und 14. Jahrhundert. Die hier gezeigte Fliese ist Teil eines größeren Paneels mit zehn achteckigen Sternfliesen und vier kreuzförmigen Elementen – eine Komposition aus floralen, figürlichen und kalligrafischen Motiven. Ob spirituell, politisch oder dekorativ: Die Bedeutung der Tierdarstellungen bleibt offen. Und gerade darin liegt ihre Kraft.


I. 3866a (Einzelfliese ohne Nummer), Glasierte Keramik mit Lüstertechnik. Iran, 13. Jh., Teil eines Fliesenpaneels, Erworben 1942 bei einer Auktion
I. 6909. Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Christian Krug CC BY-SA 4.0
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Die Katzen-Ausstellung

Katzen blicken auf eine lange und facettenreiche Geschichte des Zusammenlebens mit dem Menschen zurück. Diese Online-Ausstellung versammelt eine faszinierende Auswahl von Objekten aus den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin und eröffnet eine thematische, experimentelle Perspektive: die Figur der Katze.