CulturalxCollabs: Fragment No. 33 highlighted © Museum für Islamische Kunst, Heiner BüldCulturalxCollabs: Fragment No. 33 highlighted © Museum für Islamische Kunst, Heiner Büld

Cultural x Collabs: Weaving the Future

Fragment No. 33

100 Fragmente. 100 Reisen

Dies ist ein Fragment des "CulturalxCollabs - Weaving the Future" Teppichs.

Mit dem Fragment folgen wir der Reise der Besitzer:innen und ihrer Collabs. Sie entdecken und experimentieren mit gesellschaftlich relevanten Themen, die sie auf kreative Weise vorantreiben.

Hier stellen wir Euch das Fragment vor, so wie wir es auf seine dreieinhalbjährige Reise schicken.

Folg dieser Story und erleb die Transformation des Fragments im Laufe der Jahre...

...und weiter geht's...

...mit Sheila O'Sullivan

Meine Reise mit dem Projekt CulturalxCollabs und dem Drachenteppich begann im Mai 2024 in Berlin, wo ich bei einem Besuch hinter den Kulissen in den Werkstätten des Teppich-Teams im Museum für Islamische Kunst zum ersten Mal von dem Projekt hörte. Ich war mit Freunden unterwegs, die das Fragment #33 des Drachenteppichs zu diesem Zeitpunkt besaßen. Das Fragment #33 wurde mir einige Wochen später übergeben, als diese Freunde mich in Lewes im Vereinigten Königreich besuchten.

Als das Fragment bei mir ankam, lud ich einige Freund:innen und Nachbar:innen zu mir nach Hause ein, um das Fragment zu betrachten und etwas über das Projekt zu lernen.  

Während Fragment #33 in meinem Haus war, begann ich nachzudenken...

...über einige Teppiche, die ich im Laufe der Jahre besessen habe, sowie über die Teppiche von Freund:innen, die ich bewundere - ihre Geschichten und von wem und wie sie hergestellt wurden. Oft wissen wir es einfach nicht. Sie sind Kunstwerke, genau wie die Gemälde, die wir an unsere Wände hängen. Sie sind das Werk von Einzelpersonen, manchmal von Familien und gelegentlich das Werk ganzer Dörfer.

Während der Monate, die das Fragment bei mir in Lewes verbrachte, stand es auf einer Fensterbank neben anderen Dingen, die ich mag und an denen ich mich mit meinen Nachbar:innen und anderen Passant:innen in der Straße, in der ich wohne, erfreue.

Das Fragment inspirierte mich dazu, etwas über die Teppiche von Freunden herauszufinden - ihre Geschichten und wie und warum sie sie gekauft haben. Es wurde sehr deutlich, wie sehr sie die Farben und das Design ihrer Teppiche bewundern und wie sehr sie die Kunstfertigkeit ihrer Herstellung schätzten. Einige meiner Freunde waren auf der Suche nach einem einzigartigen Stück und suchten auf Flohmärkten und in Antiquitätenläden, während andere ihre Teppiche im Urlaub in der Türkei oder auf Basaren im Nahen Osten gekauft hatten. Wir alle erzählten von Gesprächen mit Ladenbesitzern, die darauf erpicht waren, dass wir als Besucher einen Teppich kaufen, und gerne ihre Geschichten mit uns teilten. Niemand hat seinen nicht ganz so impulsiven Urlaubskauf je bereut!

Unvergessliche Geschichten

Alfred Messel, Architekt des Pergamonmuseum

An einem Sonntagnachmittag saß ich mit einer befreundeten Künstlerin zusammen, sah mir das Fragment an, aß zu Mittag und sprach über Teppiche und das CxC Projekt. Zu meiner großen Überraschung erzählte sie mir, dass ihr Großonkel Alfred Messel war - der Architekt, der das Pergamonmuseum entworfen hat. Und, dass er der Bruder von Ludwig Ernest Wilhelm Leonard Messel war, der einer deutsch-jüdischen Bankiersfamilie angehörte. Ludwig ließ sich 1890 in England nieder und kaufte das Nymans-Anwesen, ein Haus mit 243 Hektar Land in der Nähe unseres Wohnortes Lewes in Sussex. Alfred hatte Nymans besucht, wo sein Bruder ihn bat, Nymans von seinem ursprünglichen Regency-Stil in ein eher Hannoveraner Design zu verwandeln. Ich habe mich gefragt, welche Gedanken Alfred hatte, als er das Pergamonmuseum entwarf - war er sich der Sammlungen bewusst, die es einmal beherbergen und bewahren würde?

Fragment 33 at the home of Serena Thirkell, great niece of the architect who designed Pergamon Museum https://en.wikipedia.org/wiki/Alfred_Messel

Von Berlin nach London und die Buchgruppe Brighton (Kemp Town)

Viv hat in ihrem Haus, das sie mit ihrem verstorbenen Mann Henry teilte, eine Reihe von Teppichen. Dort trifft sich auch mein Buchclub oder meine Lesegruppe. Die Teppiche sind über die Jahre hinweg von uns bewundert worden. Sie wurden zusammen mit den Möbeln des Hauses vor September 1939 von Berlin nach London gebracht. Teppiche, wie Menschen, reisen im Laufe ihres Lebens - so wie der Drachenteppich und so wie die Fragmente des Drachenteppichs es jetzt tun.

Die Geschichte von Fragment #33 löste erneut Geschichten aus. Ann erinnerte sich an die Begegnung mit einigen türkischen Menschen, die in Melbourne, Australien, Teppiche webten und verkauften und ihr Wissen und ihre Fähigkeiten aus der Türkei mitbrachten. Diese Begegnung führte bei Ann zu einer lebenslangen Faszination und einem Interesse an Orientteppichen.

Ein anderes Mitglied des Buchclubs, Jeremy, erinnerte sich an die Zeit, in der er während eines Urlaubs in der Türkei, schließlich einen Teppich gekaufte. Ein weiterer Teppich, den er unter Druck oder Überredung gekauft hatte, dies aber nie bereute. Er wird jetzt von allen in seinem Haus geliebt, auch von seinem Windhund. 

Members of Kemptown Book Group: Anne and Viv and Andrew

Ein Hochzeitsgeschenk und ein neuer Kauf

Michael, ein Künstler, hat in den 1980er Jahren in Palästina gelebt, gearbeitet und schätzt das Design, die Muster und die Farben orientalischer Teppiche sehr. Er genießt es, abends auf seinen Teppichen zu sitzen, weil sie so weich sind, und er fühlt sich ihnen nahe, weil sie Erinnerungen an das darauf sitzen, Reden und Essen mit Freunden während seiner Zeit in Palästina wachrufen. Er erzählte die Geschichte eines Teppichs, der ihm und seiner Frau von seinen Eltern vor über 30 Jahren zur Hochzeit geschenkt wurde. Der Teppich war in Shrewsbury gekauft worden, und seine Eltern waren der Meinung, dass er ein angemessenes Geschenk für ihn und seine palästinensische Frau sei. Die Farben des Teppichs sind immer noch so lebendig und interessant wie damals, als sie ihn erhielten. Leider sind keine Einzelheiten über seine Vorgeschichte bekannt.

Während er die Geschichte erzählte, holte Michael einen Katalog des Auktionshauses Sothebys hervor, der wunderbare Beispiele und Beschreibungen von Teppichen enthielt, die 1985 in Dubai verkauft wurden. Anschließend betrachteten und bewunderten wir einen kürzlich erworbenen Teppich aus dem örtlichen Auktionshaus in Lewes. Der Teppich wurde wegen seines farbenfrohen und abwechslungsreichen Designs gekauft. Aber wem hatte er vorher gehört und wo war er geknüpft worden? 

Es gibt immer Fragen, wenn man einen Teppich sieht. Wo wurde er geknüpft, wer hat ihn hergestellt, wem hat er im Laufe der Jahre gehört und zu welchem Zweck? Viele Fragen, die sich nicht immer beantworten lassen. Diese „Antiquitäten von heute und morgen“ sind Gebrauchsgegenstände, werden aber heute oft als Kunstwerke betrachtet. Sie schmücken unser Zuhause, haben aber auch eine funktionelle Aufgabe. Teppiche haben aber auch einen sozialen Aspekt - sie bringen Familien, Freunde und Menschen zusammen, sei es, um gemeinsam zu essen oder eine Geschichte zu erzählen. Und das gilt sicherlich auch für Fragment #33, das im Sommer 2024 durch Lewes reiste.

Ein Innenarchitekt und Teppiche

Neil Masters, ist ein Nachbar und Innenarchitekt. Ich wollte Neil fragen, was Teppiche für ihn bedeuten und wie sie in seinem Beruf eingesetzt werden. Ein Hauptgrund war, dass sie Weichheit verleihen, vor allem in modernen Innenräumen, in denen die Kunden Materialien wie Glas, Chrom, Stein oder Marmor verwenden wollen, die harte Oberflächen sind. Und Teppiche können eben den Räumen Wärme und Weichheit verleihen und ein Gleichgewicht schaffen. Für einige Kunden hat er Teppiche in Auftrag gegeben, einige davon bei Christine Van de Hurd. Oft verwendet er Seide, wie beim Fragment #33, das er bewundert.  

In seinem eigenen Haus, das er mit seiner Partnerin teilt, bilden Teppiche einen Schwerpunkt, vor allem in den Sitzbereichen. Auch auf Holzböden vermitteln sie ein Gefühl von Wärme. Neil und seine Partnerin haben Berlin und seine vielen Museen besucht; das Museum für Islamische Kunst wird definitiv auf ihrer Liste der Museen stehen, die sie bei ihrem nächsten Besuch in Berlin besuchen werden.

Neil Maters https://cantormasters.com/

Die Reise beginnt...

...mit Christoph Selig

Ich war von Anfang an fasziniert. Teil davon zu sein und zu helfen es zu verwirklichen ist eine Ehre. Es ist spannend zu sehen, wie weit die kleinen Fragments reisen, was sie sehen und welche Geschichten sie mitbringen.

Es war eine lange Reise: vom Startschuss in Berlin, zu uns nach Hause, zu Freunden in Norwegen, zurück nach Berlin, als Sitzgelegenheit für die Katze, nach Singapur und zurück und schließlich nach Großbritannien, um ein neues Zuhause zu finden!

CulturalxCollabs: Fragment No. 33 © Museum für Islamische Kunst, Heiner Büld

Schau genau

Vorne und Hinten

Über das Projekt

Das Projekt des Museums für Islamische Kunst "CulturalxCollabs - Weaving the Future" feiert die transformative Kraft des kulturellen Austauschs und die gesellschaftlichen Verflechtungen, die uns alle vereinen. Alles, was wir lieben, geliebt haben und jemals lieben werden, stammt aus kulturellem Austausch, Migration und Vielfalt, oder wie wir es gerne nennen, #CulturalxCollabs.

100 Teppichfragmente, aus einer Replik des ikonischen Drachenteppichs geschnitten, werden die Welt bereisen (unterwegs mit DHL). Mit Hilfe der Collab-er werden die Fragmente #CulturalxCollabs bereichern, menschlichen Einfallsreichtum inspirieren, Gemeinschaft fördern und letztendlich zeigen, wie kultureller Austausch all unsere Leben bereichert.

Folg #CulturalxCollabs auf Instagram und erleb wie sich das Projekt entfaltet...

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Weaving the Future

Begleite uns auf eine Reise mit 100 Teppichfragmenten, die dreieinhalb Jahre lang rund um die Welt reisen, vorübergehende Zuhause finden und dabei kulturelle Grenzen überbrücken. Vereint durch die Kraft persönlicher Geschichten fördern die Fragmente eine weltweite Gemeinschaft.

100 Fragmente. 100 Reisen

"CulturalxCollabs - Weaving the Future" - 1 Projekt, 100 Teppichfragmente. Folge ihrer Reise mit den immer wieder wechselnden Besitzer:innen innerhalb der nächsten 3,5 Jahre.

Wo ist der Drache?

Ein kaukasischer Drachenteppich aus dem 17. Jh. - der Star des "CulturalxCollabs - Weaving the Future" Projekts. Aber wo ist der Drachen eigentlich?