CulturalxCollabs: Fragment No. 63 highlighted © Museum für Islamische Kunst, Heiner BüldCulturalxCollabs: Fragment No. 63 highlighted © Museum für Islamische Kunst, Heiner Büld

Cultural x Collabs: Weaving the Future

Fragment No. 63

100 Fragmente. 100 Reisen

Dies ist ein Fragment des "CulturalxCollabs - Weaving the Future" Teppichs.

Mit dem Fragment folgen wir der Reise der Besitzer:innen und ihrer Collabs. Sie entdecken und experimentieren mit gesellschaftlich relevanten Themen, die sie auf kreative Weise vorantreiben.

Hier stellen wir Euch das Fragment vor, so wie wir es auf seine dreieinhalbjährige Reise schicken.

Folg dieser Story und erleb die Transformation des Fragments im Laufe der Jahre...

...und weiter gehts...

...mit Robert Markens

Das Teppichfragment fordert uns auf, über Bedeutung und Sinn nachzudenken. Dabei greifen wir auf unsere eigenen persönlichen Erfahrungen mit Teppichen und auf unser Wissen über Teppiche aus anderen Kulturen und anderen Zeiten zurück. Diese Reflexion kann als eine persönliche Übung betrachtet werden, um unsere gemeinsame Menschlichkeit zu erfahren.

Dieses Teppichfragment wirft bei den Betrachtern eine Reihe von Fragen auf. Eine erste Frage, die sich vielleicht viele stellen, ist die folgende.

Wie hängen die Details dieses Fragments mit dem Gesamtdesign des Teppichs zusammen?
Sind die gewundenen Kurven in Rot und Grau Teil einer repräsentativen Landschaft oder Elemente einer Szene mit menschlichen oder anderen Figuren?
Oder sind sie Teil eines geometrischen und rhythmischen Bildfeldes, das eine optisch ansprechende und ästhetische Erfahrung bei denjenigen hervorrufen sollte, die den Teppich einst als Ganzes betrachteten?

Wer im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca lebt, denkt bei dem Teppichfragment unwillkürlich an die Tempel und Paläste von Mitla, die von den vorspanischen Zapoteken erbaut wurden, deren Nachfahren heute in der Region leben. Die Monumente von Mitla gelten als Kronjuwelen der alten zapotekischen Architekturtradition. Die aus weißen vulkanischen Tuffsteinblöcken gehauenen Monumente bestechen durch die Wiederholung kühner geometrischer Muster, die als Stufenbünde bekannt sind und die breiten horizontalen Tafeln an den Fassaden der Gebäude ausfüllen. Unter der hellen Sonne erzeugen die Tafeln mit den Stufenbünden (und zahlreichen Variationen) faszinierende visuelle Felder, die Bewunderung für die Kunstfertigkeit ihrer Schöpfer hervorrufen und wiederum eine Reihe von Fragen aufwerfen: Welche Funktionen erfüllten die Gebäude? Wer bewohnte sie? Und warum das Stufenrelief? Was bedeutete es?

...und weiter gehts

...mit Franziska Neff

Herzlich Willkommen Teppichstück #63 in Oaxaca, Mexiko.

Du machst neugierig, als Fragment lädst du zum Dialog ein, deine Ränder sind offen, die weißen Flächen bieten Raum, das Fragmentarische erlaubt Verknüpfungen. Wir laden dich ein, an Realitäten hier anzuknüpfen. Du bist in der Zweigstelle des Kunsthistorischen Instituts der UNAM, der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko, gelandet und musst dich sogar ganz schmal machen, damit du überhaupt durch den Eingang passt. Und damit bist du gleich mittendrin. Mitten im historischen Zentrum einer Welterbestadt, die sich zum Verkauf anbietet und mit der Gentrifizierung kämpft.

Was ist Tradition, was ist Autentizität?

Es ist durchaus symptomatisch, dass man, um den Eingang der Universität zu finden, sich erst durch einen Gang von Verkaufsständen winden muss, die seit vielen Jahren den öffentlichen Raum besetzt halten und günstig Kunsthandwerk – und als solches Deklariertes – anbieten, um einen scheinbar fast in Vergessenheit geratenen sozialen Protest zu finanzieren. Und hier genau findet sich unsere dezentralisierte akademische Einrichtung, mit dem Auftrag, Vergangenheit und Gegenwart kritisch zu reflektieren.

Was das wohl mit dir macht?

Mit einem vielschichtigen Objekt, einer Kopie (oder sollten wir nicht besser Rekonstruktion oder Neukonzeption sagen?), deren Ursprünge in geographischer und zeitlicher Ferne von hier liegen.












Aus dem Obergeschoss hast du einen freien Blick auf die Kathedrale. Sie präsentiert sich zwar als fest und sicher, hat aber aufgrund der zahlreichen Erdbeben über die Jahrhunderte schon viele Wiederaufbauten und Veränderungen erlebt. Davor das Hin- und Her, das Hier und Jetzt des Alltagslebens...








… bis die Grenzen verschwimmen.














Ruhe findest du in der Bibliothek. Deine haptischen Qualitäten bilden einen einladenden Kontrast zu der Reihung der Buchrücken und den massiven Holztischen, so wie die gepolsterten Stühle, die zum Verweilen einladen. Im Hintergrund wacht das Foto von Beatriz de la Fuente über den Bestand, der einst ihre Privatbibliothek zu altamerikanischer Kunst war und jetzt kontinuierlich für Lehre und Forschung der Institutsmitglieder erweitert wird. Da beschäftigt man sich mit Lokalem wie Felsmalereien am Istmus von Tehuantepec, zapotekischer Herrschaftssymbolik, neuzeitlichem Denkmalkult oder indigenen Blaskapellen um 1900, aber auch mit Transfer mittelalterlicher Bildmotive, Altarretabeln in Iberoamerika oder mittelamerikanischer Kunst des 20. Jahrhunderts. Die Bibliothek inspiriert dazu, Welten kennen zu lernen und zu erschaffen, Geschichten zu entdecken, neu und weiter zu weben.

So wie du, der/die/das du gerade deine ureigene Geschichte webst.







Ich lade dich ein, kurz an einem Projekt des wissenschaftlichen Austauschs mitzuarbeiten, genauer an Miradas - Zeitschrift für Kunst- und Kulturgeschichte der Amérikas und der Iberischen Halbinsel. Sie wird von Miriam Oesterreich (Universität der Künste Berlin) und mir (Franziska Neff, UNAM, Oaxaca) herausgeben, ist aber ein Projekt des Instituts für Europäische Kunst der Universität Heidelberg und der Universitätsbibliothek Heidelberg.

Da sieht man schon, wie sie von Grund auf verschiedene Geographien verwebt. Ihr Name bedeutet “Blicke”, das heißt sie lädt ein, den Blick auf bestimmte Regionen zu richten – die von Deutschland aus im öffentlichen Bewusstsein eher an der Peripherie angelagert zu sein scheinen –, so wie du einlädst, dich genauer betrachten; und uns zu unterhalten, über das Gesehen zu sprechen, auszutauschen.

Genau wie die Zeitschrift, die mehrsprachig ist, mit dem Ziel, den Dialog zwischen und den Austausch über historisch wie zeitgenössisch global vernetzte Regionen zu fördern. 





Die Reise beginnt...

...mit Dr. phil. Monica Pacheco

Dieses Fragment des kaukasischen Drachenteppichs beginnt seine Reise nach Mexiko zusammen mit einem anderen Fragment, das sich in Hamburg befindet: dem Nochixtlan-Fragment. Obwohl das Nochixtlan-Fragment älter ist als der Teppich, war auch es Teil einer längeren Geschichte, die sich auf Menschen und Gebiete der Region Mixteca in Oaxaca, Mexiko, bezog.























Der Drachenteppich ist auch ikonographisch mit Mexiko verbunden, wo der Gott Quetzalcoatl, bekannt als die gefiederte Schlange, einer Drachenfigur ähnelt.









Nochixtlan Fragment, Museum am Rothenbaum (MARKK), Hamburg, Inv. No. 63.55:1
CulturalxCollabs: Fragment No. 63 © Museum für Islamische Kunst, Heiner Büld

Schau genau

Vorne und hinten

Über das Projekt

Das Projekt des Museums für Islamische Kunst "CulturalxCollabs - Weaving the Future" feiert die transformative Kraft des kulturellen Austauschs und die gesellschaftlichen Verflechtungen, die uns alle vereinen. Alles, was wir lieben, geliebt haben und jemals lieben werden, stammt aus kulturellem Austausch, Migration und Vielfalt, oder wie wir es gerne nennen, #CulturalxCollabs.

100 Teppichfragmente, aus einer Replik des ikonischen Drachenteppichs geschnitten, werden die Welt bereisen (unterwegs mit DHL). Mit Hilfe der Collab-er werden die Fragmente #CulturalxCollabs bereichern, menschlichen Einfallsreichtum inspirieren, Gemeinschaft fördern und letztendlich zeigen, wie kultureller Austausch all unsere Leben bereichert.

Folge #CulturalxCollabs online und erlebe wie sich das Projekt entfaltet...

...oder lies hier weiter

Weaving the Future

Begleite uns auf eine Reise mit 100 Teppichfragmenten, die dreieinhalb Jahre lang rund um die Welt reisen, vorübergehende Zuhause finden und dabei kulturelle Grenzen überbrücken. Vereint durch die Kraft persönlicher Geschichten fördern die Fragmente eine weltweite Gemeinschaft.

100 Fragmente. 100 Reisen

"CulturalxCollabs - Weaving the Future" - 1 Projekt, 100 Teppichfragmente. Folge ihrer Reise mit den immer wieder wechselnden Besitzer:innen innerhalb der nächsten 3,5 Jahre.

Wo ist der Drache?

Ein kaukasischer Drachenteppich aus dem 17. Jh. - der Star des "CulturalxCollabs - Weaving the Future" Projekts. Aber wo ist der Drachen eigentlich?