CulturalxCollabs: Fragment No. 45 highlighted © Museum für Islamische Kunst, Heiner BüldCulturalxCollabs: Fragment No. 45 highlighted © Museum für Islamische Kunst, Heiner Büld

Cultural x Collabs: Weaving the Future

Fragment No. 45

100 Fragmente. 100 Reisen

Dies ist ein Fragment des "CulturalxCollabs - Weaving the Future" Teppichs.

Mit dem Fragment folgen wir der Reise der Besitzer:innen und ihrer Collabs. Sie entdecken und experimentieren mit gesellschaftlich relevanten Themen, die sie auf kreative Weise vorantreiben.

Hier stellen wir Euch das Fragment vor, so wie wir es auf seine dreieinhalbjährige Reise schicken.

Folg dieser Story und erleb die Transformation des Fragments im Laufe der Jahre...

...und weiter gehts

...mit Bischof Hermann Glettler

Hermann Glettler ist Christ, Kunstvermittler und Buchautor. Nach dem Studium der Theologie und Kunstgeschichte wurde er 1991 zum Priester der Diözese Graz-Seckau geweiht. 2017 ernannte ihn Papst Franziskus zum Bischof von Innsbruck. Mit zahlreichen Initiativen versucht Hermann Glettler eine zeitgemäße christliche Spiritualität zu fördern, die sich den drängenden Fragen unserer Zeit stellt. In seinem eigenen künstlerischen Gestalten gehören überraschende Interventionen und Momente ikonoklastischer Bildverletzung zu den zentralen Aspekten. In Berlin hat er in der Krypta der neu renovierten Hedwigs-Kathedrale eine Kapelle gestaltet. Seit vielen Jahren setzt sich Bischof Glettler in der Sozial- und Integrationsarbeit für eine inklusive Gesellschaft ein. Als Brückenbauer zwischen Kirche und Gesellschaft, zwischen Glaube und Kunst fördert er den Dialog und das Miteinander in einer zunehmend polarisierten Welt.


Echter Dialog in Zeiten von Hass und Hetze

Ich befand mich gerade in der Endredaktion meines neuen Buches „Nicht den Hass, die Liebe wählen“, das Anfang Mai im Herder-Verlag erschienen ist, und in den Vorbereitungen für eine Ausstellung in Kufstein mit der Rauminstallation „WHOLLY REAL“, als mich die Einladung zur Teilnahme am Projekt „CulturalxCollabs – Weaving the Future“ erreichte. Eine wunderbare Fügung: Alle drei Projekte tragen denselben inspirierenden Geist der Geschwisterlichkeit in sich – sie stehen für ein konstruktives Miteinander, verbinden Kunst, Dialog und interreligiöse Auseinandersetzung.

Viele Stimmen – ein gemeinsames Anliegen

Das Miteinander der Religionen und Kulturen ist angespannt – nicht selten auch von Misstrauen geprägt. Während manche mit Hetze und Gewalt agieren, wenden sich andere resigniert ab und blenden reale Herausforderungen aus. Inmitten dieser besorgniserregenden Entwicklungen wuchs in mir und meinem muslimischen Freund Abualwafa Mohammed, Imam, Religionspädagoge und Buchautor, der Wunsch, ein Zeichen der Hoffnung zu setzen: Unser Dialog-Buch ist das Ergebnis einer langjährigen Freundschaft, die über viele Jahre und durch schmerzhafte Erfahrungen hindurch gereift ist. Gemeinsam stehen wir dafür ein, dass Verständnis, Mitgefühl und gegenseitiger Respekt nicht nur möglich, sondern unerlässlich sind – besonders in einer verletzten, vielfach gespaltenen Gesellschaft. Trotz aller Widerstände glauben wir an die verbindende Kraft des Dialogs – und bauen Brücken: aus Worten, aus Kunst, aus unserem gemeinsamen Glauben an die Liebe.

Wholly Real – Kunst als Dialog

Auch mit meiner Rauminstallation Wholly Real in der Galerie dia:log in Kufstein, setzte ich ein klares Zeichen für interreligiöses Miteinander. Im Zentrum standen Teppiche – Objekte mit symbolischer und praktischer Funktion, die traditionell in privaten wie religiösen Räumen Verwendung finden. Durch gezielte Eingriffe wie das Ausschneiden ornamentaler Muster und klarer geometrischer Formen verändere ich ihre ursprüngliche Bedeutung und öffne sie für neue Assoziationen. Die Teppiche werden so zu Trägern eines Dialogs über Bild, Symbol und Gesellschaft.



Diese Transformation fordert die Betrachtenden heraus: Was geschieht, wenn vertraute Ordnungen gestört, Bedeutungen verletzt oder neu zusammengesetzt werden?

Die Eingriffe verweisen auf ikonoklastische Traditionen, die in allen drei abrahamitischen Traditionen zu finden sind, wenn auch mit unterschiedlicher Ausprägung. Zugleich wird der Teppich durch seine „Verwundung“ zu einem neuen Symbolträger, der Fragen nach Liebe, Respekt und Verständigung aufwirft. Mit Wholly Real lade ich zum Nachdenken über religiöse und kulturelle Sprachmuster ein – und eröffne einen Raum, in dem Verletzung und Heilung, Tradition und Neubeginn in einen offenen Dialog treten.

In diesem Sinne erfüllt es mich mit großer Freude, ein Fragment des CulturalxCollabs – Weaving the Future-Teppichs in Händen zu halten. Mein herzlicher Dank gilt dem Museum für Islamische Kunst für dieses inspirierende Projekt, das durch künstlerisches Schaffen Räume des Dialogs und der Begegnung eröffnet – und damit wesentlich zu einem respektvollen Miteinander der Kulturen und Religionen beiträgt.

Die Reise beginnt...

...mit Michel Abdollahi

Michel Abdollahi ist ein deutscher Journalist, Moderator, Poetry-Slammer und Künstler iranischer Herkunft. Er kam 1986 nach Deutschland und wuchs in Hamburg auf. Abdollahi ist bekannt für seine tiefgründigen Reportagen, seinen schlagfertigen Interviewstil und seinen Beitrag zur deutschsprachigen Poetry-Slam-Szene.

 

Er studierte Rechtswissenschaft, Islamwissenschaften und Iranistik. Seit 2000 prägt er die Poetry-Slam-Szene und gründete das Label Kampf der Künste, das den weltweit größten Poetry Slam organisierte. Seine journalistische Arbeit, darunter die vielfach beachtete Reportage Im Nazidorf, brachte ihm 2016 den Deutschen Fernsehpreis. Zudem moderiert er die NDR-Talkshow Käpt'ns Dinner und engagiert sich für kulturelle Bildung und Integration.

 

Mit Auszeichnungen wie dem Gustaf-Gründgens-Preis wurde sein Beitrag zur Kulturvermittlung gewürdigt. Sein Stil verbindet Charme, Humor und gesellschaftskritische Tiefe, wodurch er als eine der prägendsten Stimmen der deutschen Kulturlandschaft gilt.












Michel Abdollahi, Fotograf Jan Brandes
Michel Abdollahi, Fotograf Jan Brandes

Der Einfluss von Gesprächen

Gespräche sind mehr als Worte. Sie sind Brücken, durch die wir in andere Leben treten – und manchmal verlieren wir dabei das Gleichgewicht. Jede Begegnung hinterlässt Spuren, manche sanft wie ein Windhauch, andere tief wie eine Narbe. Man kommt als einer und geht als ein anderer. Manche Gespräche öffnen Türen zu Räumen, von denen man nicht wusste, dass sie existieren. Ein Satz, beiläufig dahingesagt, kann eine Kette von Gedanken auslösen, die man nicht mehr stoppen kann. Ein Blick, eine Pause, ein unausgesprochenes Wort kann das eigene Weltbild ins Wanken bringen. Es gibt Gespräche, die Kraft geben, und solche, die Energie entziehen. Manchmal geht man gestärkt aus einem Dialog hervor, mit neuen Ideen, einem anderen Blickwinkel, vielleicht sogar mit einem Funken Hoffnung. Dann wieder gibt es Begegnungen, die Zweifel säen, die an den Grundfesten des Selbst rütteln. Gespräche sind keine Einbahnstraßen. Man gibt, man nimmt – doch nicht immer in gleichem Maß. Als Journalist lernt man, zu fragen, zu lauschen, zu verstehen. Doch jedes Zuhören verändert auch den Zuhörenden. Wie ein Spiegel, der nicht nur reflektiert, sondern mit jeder Begegnung einen neuen Kratzer, eine neue Linie, eine neue Facette bekommt. Und so gehe ich aus jedem Gespräch ein wenig anders hervor. Vielleicht nachdenklicher. Vielleicht befreiter. Vielleicht ein Stück mehr Ich – oder ein Stück weniger.

CulturalxCollabs: Fragment No. 45 © Museum für Islamische Kunst, Heiner Büld

Schau genau

Vorne und hinten

Über das Projekt

Das Projekt des Museums für Islamische Kunst "CulturalxCollabs - Weaving the Future" feiert die transformative Kraft des kulturellen Austauschs und die gesellschaftlichen Verflechtungen, die uns alle vereinen. Alles, was wir lieben, geliebt haben und jemals lieben werden, stammt aus kulturellem Austausch, Migration und Vielfalt, oder wie wir es gerne nennen, #CulturalxCollabs.

100 Teppichfragmente, aus einer Replik des ikonischen Drachenteppichs geschnitten, werden die Welt bereisen (unterwegs mit DHL). Mit Hilfe der Collab-er werden die Fragmente #CulturalxCollabs bereichern, menschlichen Einfallsreichtum inspirieren, Gemeinschaft fördern und letztendlich zeigen, wie kultureller Austausch all unsere Leben bereichert.

Folg #CulturalxCollabs auf Instagram und erleb wie sich das Projekt entfaltet...

...oder lies hier weiter

Weaving the Future

Begleite uns auf eine Reise mit 100 Teppichfragmenten, die dreieinhalb Jahre lang rund um die Welt reisen, vorübergehende Zuhause finden und dabei kulturelle Grenzen überbrücken. Vereint durch die Kraft persönlicher Geschichten fördern die Fragmente eine weltweite Gemeinschaft.

100 Fragmente. 100 Reisen

"CulturalxCollabs - Weaving the Future" - 1 Projekt, 100 Teppichfragmente. Folge ihrer Reise mit den immer wieder wechselnden Besitzer:innen innerhalb der nächsten 3,5 Jahre.

Wo ist der Drache?

Ein kaukasischer Drachenteppich aus dem 17. Jh. - der Star des "CulturalxCollabs - Weaving the Future" Projekts. Aber wo ist der Drachen eigentlich?