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Habibi Funk ist ein Projekt, das 2015 vom Berliner DJ Jannis Stürtz ins Leben gerufen wurde. Er ist Mitbegründer des Labels Jakarta Records und seine Tätigkeit als „Digger“ brachte ihn dazu, dieses Sub-Label namens Habibi Funk Records zu gründen.
Auf seinen Reisen durch Nordafrika und den Nahen Osten entdeckte Jannis eine sehr reiche Vielfalt an lokal produzierter „Popular Music“ aus den 70er und 80er Jahren, die zum Teil auf unveröffentlichten Platten waren. So kam er auf die Idee, diese Platten neu zu veröffentlichen.
Laut Jannis ist die Arbeit eines "Reissue-Labels":
Die musikalischen Entdeckungen führten ihn dazu, seine Recherchen zu vertiefen und die Künstler:innen und/oder ihre Familien zu treffen, wofür er in algerische, tunesische, libanesische und sudanesische Dörfer reiste.
Eine dieser Reisen war die Suche nach Kamal Keila, einer der Hauptfiguren der sudanesischen Jazzszene, die als der James Brown oder Fela Kuti des Sudan bezeichnet wird. Kamal Keila hatte in den 1960er Jahren ein Album veröffentlicht, das leider nicht erhalten geblieben ist und noch immer nicht gefunden werden konnte. Allerdings hatte er Sessions für das sudanesische Radio aufgenommen. Damals durften die lokalen Radiosender die von Musiklabels produzierten Aufnahmen nicht senden. Deshalb luden sie Musiker ein, in ihren eigenen Studios Musik für ihr Programm aufzunehmen, gaben den Musikern aber nur selten eine Kopie dieser Aufnahmen.
Als Jannis jedoch Kamal Keila traf, war es ihm offenbar gelungen, Bänder von einem seiner Auftritte im sudanesischen Rundfunk im Jahr 1992 zu retten. Diese Bänder waren in einem furchtbaren Zustand, sogar mit Schimmel bedeckt, aber sie erwiesen sich als verwertbar.
So veröffentlichte Habibi Funk Records im Jahr 2018 zum ersten Mal eine Kompilation mit 10 groovigen Tracks von Kamal Keila. Die Kompilation versammelt zwei Sessions mit je 5 Tracks, eine auf Arabisch, die andere auf Englisch, mit sozial und politisch engagierten Texten. Sie trägt den Titel Muslime und Christen.
Die Tätigkeit des Labels kann als Entdecken, Restaurieren, Bewahren, Kuratieren und vor allem Fördern beschrieben werden. Das ist der Rolle der Museen sehr ähnlich. Als immaterielles Erbe ist die Musik ebenso wichtig wie die Objekte. Habibi Funk hilft dabei, die Musik einiger „großer Bands“ auf digitale Plattformen zu bringen.
„Unsere Arbeit mit Habibi Funk ist wie eine große Schatzsuche. Es gibt zu viele großartige Bands, die völlig in der Versenkung verschwunden sind und noch keine Spuren in der digitalen Sphäre hinterlassen haben. Wir sind so daran gewöhnt, dass das Internet alle Informationen liefert, nach denen wir suchen, aber Carthago war eine dieser Bands, über die das Internet kaum Informationen lieferte, obwohl Carthago unglaubliche Musik in Form einer höchst ansteckenden tunesischen Version der Discomusik schuf. Glücklicherweise sind die meisten Mitglieder aus der 1970er-Musikszene von Tunis noch da, um ihre Geschichte zu erzählen“.
Mit diesem Zitat bezieht sich das Label auf die tunesische Disco/Funk-Gruppe Carthago aus dem Ende der 70er Jahre..
Diese Musikveröffentlichungen befassen sich mit verschiedenen und unterschiedlichen Genres wie Disco, Funk, Rock, Jazz, Reggae, RnB, Elektronik usw. Vor allem aber erkunden sie die große Vielfalt der MENA-Region (Naher Osten und Nordafrika), die sich durch ethnische, religiöse und sprachliche Vielfalt auszeichnet.
Das Label hat es sich zur Aufgabe gemacht, fein kuratierte Playlists zu erstellen, die auf Streaming-Plattformen für jedes der folgenden Länder verfügbar sind: Marokko, Algerien, Sudan, Libanon, Ägypten und Libyen. Diese Wiedergabelisten gehen über die vom Label veröffentlichten Titel hinaus und bieten die Möglichkeit, viele „ausgegrabene“ Originaltitel zu entdecken. Wir hoffen, dass in Zukunft noch mehr Länder der Region dort vertreten sein werden.
Habibi Funk ist bestrebt, so fair und transparent wie möglich zu sein, um jede orientalistische, stereotype Bildsprache und die Ausbeutung nordafrikanischer und nahöstlicher Künstler:innen zu vermeiden. In diesem Bestreben haben sie Verträge über eine 50-50%ige Gewinnbeteiligung mit lebenden Künstler:innen oder Familien im Falle von verstorbenen Künstler:innen abgeschlossen.
Habibi Funk beschränkt sich nicht mehr nur auf Musik aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 2023 veröffentlichte das Label sein erstes zeitgenössisches Album in Zusammenarbeit mit dem libanesischen Multi-Instrumentalisten und Produzenten Charif Megarbane.
Seine Musik gehört zu einem ganz besonderen Genre und Charif Megarbane beschreibt sie als „eine Vision des Libanon und des Mittelmeers, ausgedrückt durch die prismatischen Klänge der Library-Musik“, er verwendet sogar den Begriff „Lebrary“ (ein Wortspiel mit Libanon und Library). Bibliotheksmusik wird als illustrative, ambiente Musik definiert.
Zum Abschluss haben wir uns für einen letzten Titel entschieden, der von einer weiblichen Künstlerin interpretiert wird, da diese im Katalog von Habibi Funk derzeit rar gesät sind. Hier ist also der Titel Law Laffeina El Ard, gesungen von Maha, einer bemerkenswerten ägyptischen Sängerin aus den 70er und 80er Jahren. Es ist ein ziemlich funky psychedelischer, symphonischer Rocktitel, überraschend und völlig einzigartig.
Hêvi Saado hat an der Sorbonne in Paris Kunstgeschichte der islamischen Welt studiert. Sie interessiert sich für arabische Manuskripte und deren Ikonographie. Ihre jüngste Forschung konzentriert sich darauf, wie islamische Kunst in Deutschland im Hinblick auf die Wiedereröffnung des Museums im Jahr 2027 ausgestellt wird. Diese Geschichte hat sie während eines Praktikums im Museum für Islamische Kunst geschrieben, wobei ihre Leidenschaft für Musik im Vordergrund stand.
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